Meerbusch Aldi investiert in Kita

Meerbusch · Der potenzielle Betreiber einer neuen Kindertagesstätte am Flehkamp informiert im Jugendhilfeausschuss über die Firmenstruktur der Kunterbunt gGmbH. Die FDP hat Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Mietmodells.

Büderich Jugenddezernentin Angelika Mielke-Westerlage drückt aufs Tempo. Das Angebot der Nürnberger Kinderzentren Immobilien GmbH & Co KG, in Büderich einen Kindergarten bauen und an die Stadt vermieten zu wollen, sei ein Glücksfall für Meerbusch. Erst recht, wenn die Politiker im Fachausschuss berücksichtigen, dass der Büdericher Unternehmer Martell Schilling von der Firma Protection One für fünf Jahre jeweils 50 000 Euro Mietzuschuss spenden wolle. Bald soll Baubeginn sein.

Kritische Fragen schienen da nicht ins Konzept zu passen. Gleichwohl ließ sich Thomas Gabernig (FDP) nicht davon abbringen, dem in Teilen geschenkten Gaul tief ins Maul zu schauen. Der Liberale aus Osterath erklärte, dass sich die Wirtschaftlichkeitsberechnungen der Stadtverwaltung nicht nachvollziehen ließen, weil schlichtweg das Zahlenwerk, das der Kalkulation zugrunde lag, fehle. Die Freien Demokraten haben sich im Vorfeld der Sitzung mit dem Lank-Latumer Parteifreund Cord Wellhausen unterhalten. Wellhausen ist Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Nordrhein-Westfalen und verfügt über vielfache Informationen zu Kosten beim Bau und Betrieb von Kindertagesstätten.

Gabernig erklärte, dass er einen Mietpreis von 13,90 Euro pro Quadratmeter nicht für herausragend günstig halte. Außerdem zweifelte er daran, ob für den Fall, dass die Stadt Meerbusch den Kindergarten selbst baue, ein vergleichbarer Mietzins von 16,50 Euro zustande komme. Ferner fehlten ihm in der so genannten Absichtserklärung, über die es zu entscheiden galt, Angaben über die Größe der Einrichtung, über die Frage, was mit dem Grundstück geschehe, wenn die Vertragsdauer abgelaufen sei oder die Einrichtung nicht mehr benötigt werde.

Hintergrund: Die Stadt will das 3370 Quadratmeter große Grundstück für 160 Euro pro Quadratmeter weit unter dem Richtwert von 440 Euro für Büderich für 540 000 Euro inklusiver Erschließung verkaufen. Die Kunterbunt Immobilien GmbH & Co KG baut dann eine fünfgruppige Kindertagesstätte mit 875 Quadratmeter Bruttogrundfläche, die zum 1. August 2013 bezugsbereit sein soll. Dann übernimmt die gemeinnützige Gesellschaft Kinderzentrum Kunterbunt die Trägerschaft und den Betrieb in Büderich. Dafür zahlt die Stadt unter anderem Mietkosten in Höhe von knapp 150 000 Euro jährlich. Der Betrag reduziert sich um den gesetzlichen Zuschuss des Landes von 7,86 Euro pro Quadratmeter und — fünf Jahre lang — um die Spende von Protection One in Höhe von 50 000 Euro.

Der Betreiber ist Teil eines verzweigten Gesellschaftskonstrukts, zu dem auch das Sozialwerk von Aldi-Süd zähle, hieß es im Ausschuss. Über die Wirtschaftlichkeit des Mietmodells soll nun ausführlich im Stadtrat am 29. März beraten werden — ansonsten erhielt Kunterbunt grundsätzliche Zustimmung.

(RP/url)
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