Meerbusch Abwasser: Handwerker zahlen kräftig drauf

Düsseldorf · 700 bis 800 Beschwerden habe es gegeben. "Die Speerspitze der vermeintlichen Verlierer der Gebührenumstellung hat sich gemeldet", sagt Wolfgang Trapp, Leiter des Fachbereichs Straßen und Kanäle. Sechs Mitarbeiter waren damit beschäftigt, Namen zu notieren. Schritt für Schritt wird nun die lange Liste abgearbeitet nachgerechnet, informiert und viel erklärt.

Hintergrund für die Änderung ist ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster, nach dem Schmutzwasser und Regenwasser nach jeweils eigenen Maßstäben berechnet werden müssen. Für das Schmutzwasser ist der Trinkwasserverbrauch ausschlaggebend. Und für das Niederschlagswasser ist die Größe der versiegelten Fläche entscheidend.

Das führt dazu, dass der Büdericher Heinrich von Gattineau einen Bescheid erhalten hat, für seine Privatstraße Eichenweg eine Niederschlagswassergebühr zu entrichten. Schließlich sammele sich das Regenwasser auf der Fahrbahn und werde durch den Kanal ins Klärwerk Nord nach Ilverich geleitet und dort gereinigt. "Ich habe vor etwa 20 Jahren auf Drängen der Stadt, die die Erschließung nicht selbst vornehmen wollte, den Bau der Privatstraße veranlasst und bezahlt", sagt von Gattineau. Dass er nun dafür noch mit einer zusätzlichen Gebühr belastet werde, will ihm nicht in den Kopf. "Das ist doch ein Sonderfall", meint er. "Es sieht so aus, als komme ich um eine Klage nicht herum", erklärt von Gattineau. Dabei würde er sich wünschen, dass ihm der Gang vors Gericht erspart bliebe. Das koste viel Zeit und Energie, sagt er aus Erfahrung. Gattineau war's, der mit seiner Anzeige den größten Skandal der jungen Meerbuscher Stadtgeschichte ins Rollen gebracht hatte: die Bestechlichkeit des damaligen Vize-Stadtdirektors.

Doch die neue Gebühr für Niederschlagswasser trifft auch andere: Viele Handwerksbetriebe müssen nun zusätzliche Kosten verkraften. Auf deren Werkhallen sammelt sich viel Regenwasser. Der Landmaschinenfachbetrieb Winkler in Lank-Latum muss für zwei Jahre fast 4000 Euro überweisen. "Wir sind sauer", sagt Friederike Winkler. Das Versickern sei den Schwiegereltern damals versagt worden. Ins gleiche Horn bläst auch Landschaftsgärtner Horst Niebels. Er kenne viele Handwerkskollegen, die nun kräftig zahlen müssten.

Die Stadt verlangt pro Quadratmeter versiegelter und an den Kanal angeschlossener Fläche 1,10 Euro. Die Schmutzwassergebühr ist von 2,99 Euro auf 2,19 Euro gesunken und wird pro Kubikmeter Trinkwasserverbrauch zusätzlich zum Trinkwasserpreis gefordert

(RP)
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