Abschied von drei Schulleitern Der letzte Schultag

Sie sind mit ihren Schulen eng verbunden: Helga Cloeren geht als Leiterin der Pastor-Jacobs-Schule in den Ruhestand, Gabriele Zaum als Rektorin der Katholischen Grundschule St. Mauritius, und Burkhard Wahner an der Realschlule.

 Hört zwar als Rektorin in Lank auf, will aber weiter aktiv im Schulwesen bleiben: Helga Cloeren geht zum 31. Juli in den Ruhestand.

Hört zwar als Rektorin in Lank auf, will aber weiter aktiv im Schulwesen bleiben: Helga Cloeren geht zum 31. Juli in den Ruhestand.

Foto: Endermann, Andreas (end)

„Beruf ist mein Hobby – Hobby ist mein Beruf,“ fasst Helga Cloeren ihre Schullaufbahn zusammen. Und genau die endet jetzt:  Zum 31. Juli geht die Rektorin der Pastor-Jacobs-Schule (PJS) in den Ruhestand.

 Vor der Mauritiusschule, an der sie die letzten neun Jahre Rektorin war: Gabriele Zaum wird Donnerstag in den Ruhestand verabschiedet.

Vor der Mauritiusschule, an der sie die letzten neun Jahre Rektorin war: Gabriele Zaum wird Donnerstag in den Ruhestand verabschiedet.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Ans Nichtstun aber denkt sie nicht. Zumindest ihre Aufgabe als Schulentwicklungsberaterin in einer der vier zum Regierungsbezirk Düsseldorf zählenden Talentschulen in Duisburg-Marxloh und als Trainerin für Schulleitungsfortbildung wird Helga Cloeren weiter ausüben: „Das ist eine Win-win-Situation. Schließlich hängt mein Herz an der Schule.“

Und das schon seit dem Studium in Geographie, Geologie, Kunst und Mathematik. Nach dem Referendariat 1977 unterrichtete sie bis 1987 an einer Hauptschule in Duisburg. 1953 in Düsseldorf geboren und in Karlsruhe aufgewachsen, fühlt sich Helga Cloeren „ein bisschen als Badenserin, aber grundsätzlich als rheinische Frohnatur mit der notwendigen Gelassenheit“.

In der Duisburger Schule hatte sie sich einen gewissen Slang angewöhnt, das führte in der Leo-Grundschule in Neuss zu Verständigungsproblemen: „Deshalb spielten wir Theater. Das war mir ohnehin sehr wichtig. Theater ist eine freie Zone, Kinder können dort ihre Potentiale einbringen – ohne jeglichen Leistungsdruck.“ Die Erkenntnis, dass Kinder viel mehr brauchen als nur Unterricht, war ihre Vision von Schule.

1991 kam sie an die Pastor-Jacobs-Schule, übernahm bald eine Klasse und probierte mit einer Lehranwärterin aus, „wie Schule anders sein kann“. In der Folge gab es manche Stunde an außerunterrichtlichen Orten, wurde Theater gespielt, zum Reiterhof oder zum Klettern gefahren: „Das war ein bisschen Abenteuerpädagogik.“

2004 wurde Helga Cloeren Konrektorin, 2012 übernahm sie den Job als Schulleiterin. Mit ihrem Team aus n insgesamt 30  Lehrern   und Mitarbeitern  war sie stets bemüht, sich für das Profil der Schule einzusetzen. Der Blick ging immer auch auf die Bereiche, die außerhalb des normalen Unterrichts liegen: „Wir wollen die Persönlichkeiten der Kinder stärken – das ist das Credo unserer Schule.“ Jedes Jahr wird ein Projekt in Angriff genommen, kommt der Zirkus in die PJS oder wird ein Tanzprojekt umgesetzt.

Theater gibt’s sowieso, seit 20 Jahren wird im Forum Wasserturm mehrfach ein Stück aufgeführt. Aber Helga Cloeren ist zusätzlich auch als Moderatorin für das Kompetenzteam des Bereichs Physik und Chemie – „eigentlich meine persönlichen Fünfer-Fächer“ – an die Schulen im Rhein-Kreis Neuss gegangen und seit Ende 2009 als Schulentwicklungs-Beraterin im Namen der Bezirksregierung Düsseldorf unterwegs.

Die Rektorin war auch maßgeblich an der Umsetzung der Projekte „Lernland“ mit KiGa-Kids und GRIPS in Kooperation mit dem Meerbusch Gymnasium im Rahmen des Netzwerks „Zukunftsschulen NRW“ beteiligt: „Schule neu denken ist hier die Basis. Schließlich geht es immer ums Kind.“ Projekte für die Zukunft sind bereits angestoßen. Allerdings wird die Pastor-Jacobs-Schule in das neue Schuljahr ohne Rektor oder Rektorin starten und auch die Konrektor-Stelle ist unbesetzt: „Es gibt noch keine Nachfolge für meine Stelle.“

Helga Cloeren aber, die zugibt, an vielen Dingen interessiert und in Sachen Hobbys ein „Paradiesvogel“ zu sein, wird sich nicht nur ihren verbleibenden Aufgaben, sondern auch verstärkt dem Ehemann, ihren zwei Töchtern und den vier Enkelkindern widmen. „Und ich werde Klavierspielen lernen“, hat sie sich vorgenommen.

Bevor sie bei ihrer Abschiedsfeier am Donnerstag selber im Mittelpunkt steht, erlebte Gabriele Zaum in jüngster Zeit mehrfach, dass jemand aus Altersgründen seinen vertrauten Kreis verließ. Ob Grundschule, Kindergarten oder Realschule, bei jeder Verabschiedung rückte ihre eigene noch ein Stückchen näher. „Das berührte mich schon“, sagt sie. „Ich sah auch das eine oder andere Tränchen fließen. Obwohl ich mich definitiv auf den Ruhestand freue, dürfte es ein großer Einschnitt sein.“

Bei der Feierstunde in der Aula wird die Rektorin der katholischen Grundschule St. Mauritius in Büderich ein letztes Mal von ihrem Kollegium umringt sein. Vertreter der Stadt werden kommen und auch der frühere Schulrektor Karl Guthausen, der sie 1993 eingestellt hat. Vor neun Jahren wurde Gabriele Zaum dann seine übernächste Nachfolgerin.

Sie hatte das Rektorat nicht wirklich angestrebt, wurde eher von den Kollegen dazu ermuntert. Wäre jemand von außen an die Spitze der Schule gestellt worden, hätte ein anderer gehen müssen. Eine eigene Klasse führte Gabriele Zaum zuletzt nicht mehr, nur den Unterricht in Mathematik behielt sie bei.

Das Fach hatte sie zunächst mit der Absicht studiert, Lehrerin an einer weiterführenden Schule zu werden. Nach zwei Semestern, die ihr später angerechnet wurden, wechselte sie zur Grundschul-Pädagogik und schloss ihr Studium im Turbogang ab. Mit 22 Jahren war Gabriele Zaum bereits Lehrerin in Pulheim. Als ihr Mann eine Stelle in Düsseldorf antrat, ließ sie sich versetzen. Nach zwei Schulen in Neuss kam Gabriele Zaum nach Büderich, wo sie auch wohnt. Mit Vorliebe nahm sie die Kleinsten unter ihre Fittiche, am besten gleich von Klasse 1 bis 4.

Die Kinder hätten sich über die Jahre nicht verändert, glaubt sie. Wohl aber deren Umfeld. „Da gibt es grundlegende Unterschiede, und nicht alle empfinde ich als positiv.“ Früher sei die Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern enger gewesen. „Man zog an einem Strang. Da aber viele Eltern kaum noch Zeit und oft auch weniger Interesse an der Schule haben, wurde die Situation insgesamt schwieriger. Das trifft die Kinder genauso.“ Sie müssten selbstständiger sein, was nicht immer gelinge. Dann seien die Lehrer gefordert. Doch nicht alles könne eine Ganztagsschule auffangen, solange einfache Dinge nicht gegeben sind – der ordentliche Tornister, die morgendliche Pünktlichkeit, ein gesundes Pausenbrot.

Wenn Gabriele Zaum von ihren Kindern erzählt, spürt man ihr Engagement und die Liebe zum Beruf. Ihre Schützlinge weiß sie weiterhin in guten Händen. Bis zur endgültigen Nachfolgeregelung übernimmt die bisherige Konrektorin Therese Kaluza die kommissarische Leitung der St. Mauritiusschule.

Was wird Gabriele Zaum nach ihrem Ausscheiden vermissen? „Darüber kann ich jetzt noch gar nicht nachdenken“, antwortet sie, „das merke ich vermutlich erst später. Aber Langeweile wird bei mir wohl kaum aufkommen.“ Es werde schön sein, entspannt und ohne Schulgedanken ins Theater, Konzert oder Museum zu gehen.

Zunächst aber reist sie nach Istanbul, dem beruflichen Standort von Sohn und Schwiegertochter: „Ich betreue dort mein erstes Enkelkind, im September kommt das zweite.“ Danach freut sich Gabriele Zaum auf Sizilien – die allererste Reise, die sie mit ihrem Mann nach 43 Jahren als Lehrerin außerhalb der Schulferien machen kann.

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