Meerbusch 44 000 Euro zu viel in der Bilanz — Haushalts-Panne ist aufgeklärt

Meerbusch · Ein Software-Fehler war nach Angaben der Kämmerei an der unstimmigen Bilanz Schuld. Eine Mitarbeiterin der Kämmerei Neuss fand den Fehler

 Meerbuschs Kämmerer Helmut Fiebig kann wieder lächeln: Endlich ist geklärt, wie es zum Fehler in der Bilanz kommen konnte.

Meerbuschs Kämmerer Helmut Fiebig kann wieder lächeln: Endlich ist geklärt, wie es zum Fehler in der Bilanz kommen konnte.

Foto: Ulli Dackweiler

Kämmerer haben grundsätzlich dasselbe Problem: Zu wenig Geld in der Kasse. Meerbuschs Kämmerer Helmut Fiebig bekam im Jahr 2011 ein anderes Problem: Er hatte gut 44 000 Euro mehr Aktiva als Passiva im Haushalt stehen – und konnte sich nicht erklären, weshalb die Bilanz nicht aufging. Denn die 44 000 Euro tauchten zwar in einem Unterkonto auf – indes: mehr Geld hatte die Stadt Meerbusch nicht.

Jetzt, knapp zwei Jahre später, ist der Kämmerer das Problem losgeworden: "Der Fehler ist gefunden", teilte Fiebig den Politikern im Finanzausschuss mit. Wie er auf RP-Anfrage erklärte, sei ein Software-Fehler schuld. "Unsere Mitarbeiter haben sich beim Buchen genau an das Handbuch gehalten." Das hätten sie besser nicht tun sollen. Nachdem nicht nur die Kämmerei auf Fehlersuche gegangen war, sondern auch ein externes Wirtschaftsprüfungsbüro aufgeben musste, fand eine leihweise der Stadt Meerbusch überlassene Mitarbeiterin aus der Kämmerei der Stadt Neuss den Fehler. "Sie erklärte unseren Mitarbeitern, dass man bei einer bestimmten Buchungsart nicht nach dem Handbuch vorgehen dürfe, sonst komme es zu dem Fehler", sagte Fiebig.

Der Fehler hatte große Auswirkungen: Die Politiker im Rechnungsprüfungsausschuss stellten fest: "Die Ordnungsmäßigkeit der Buchführung ist nicht vollständig gegeben." Die FDP verweigerte Bürgermeister Dieter Spindler die Entlastung. Und: Die Fehlersuche verzögerte nach Angaben der Verwaltung auch die Fertigstellung der Jahresabschlüsse für 2011 und 2012. Die Politiker im Rechnungsprüfungsausschuss hatten gefordert, dass sich der Fehler nicht wiederholen dürfe.

Das wäre eigentlich spätestens in diesem Jahr ausgeschlossen gewesen. Denn in diesem Jahr wollte die Verwaltung eine neue Software einsetzen, von der bisherigen Spezialsoftware Kirp auf ein SAP-basiertes System umstellen. Doch das zeigte sich ebenfalls als fehleranfällig, weshalb im vergangenen Jahr auf Anraten des IT-Dienstleisters der Umstieg vom Umstieg beschlossen wurde: Auch in diesem Jahr bucht die Stadt weiter mit Kirp, erst 2014 soll dann die städtische Bilanz mit dem SAP-basierten System erfasst werden.

Im Ausschuss kündigte Fiebig auch eine erneute Verzögerung bei den Jahresabschlüssen an: Anfang 2014 werde der Jahresabschluss 2011 vorliegen, erklärte Fiebig. Der Abschluss 2012 werde sich dementsprechend verzögern. Laut Gemeindeordnung hätte der Bürgermeister bis 31. März den Jahresabschluss für 2012 dem Stadtrat zuleiten müssen. Sie sieht allerdings keine Strafzahlungen vor. Fiebig: "79 Prozent aller Kommunen in NRW sind mit den Jahresabschlüssen im Hintertreffen."

Ratsherr Wolfgang Müller (Zentrum) entgegnete: "Andere Kommunen interessieren mich nicht." Kritik kam auch von der FDP. Ratsherr Jörg Schleifer: "Ich bin erstaunt, wie leichtfüßig Sie die Gesetzesvorgaben nicht einhalten."

Bürgermeister Dieter Spindler (CDU) stellte sich vor seinen Kämmerer: "Die Belastungen durch diverse Umstellungen sind enorm. Da gibt's dann zwei Möglichkeiten. Entweder man gibt's nach draußen, oder man erhöht das Personal." Beides aber würde den Haushalt belasten. Deshalb hatten die Politiker in der Vergangenheit darauf verzichtet, entsprechende Maßnahmen zu beschließen.

(RP/ila/top)
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