Gabriele Parschau 42 Prozent - Rathaus erfüllt Frauenquote

Meerbusch · Heute wird der Internationale Frauentag gefeiert. Weltweit soll mit diesem Tag auf die Rechte von Frauen aufmerksam gemacht werden. Seit fünf Jahren ist Gabriele Parschau Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Meerbusch.

 Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Meerbusch Gabriele Parschau hat rund um den Frauentag einige Veranstaltungen organisiert.

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Meerbusch Gabriele Parschau hat rund um den Frauentag einige Veranstaltungen organisiert.

Foto: Dackweiler

Frau Parschau, gibt es eigentlich "die typische Meerbuscherin"? Wer ist es dann: die Hausfrau und Mutter von drei Kindern, die Karrieristin oder die Rentnerin, die sich ehrenamtlich in der Kirche engagiert?

GabrieleParschau Die typische Meerbuscherin gibt es nicht. Es gibt von allen etwas, eine große Bandbreite. Es gibt Frauen mit hohem Bildungsniveau, es gibt Frauen, die nach der Familienphase wieder arbeiten wollen, aber keinen Job finden, und natürlich gibt es die ältere Witwe, die nach dem Tod ihres Mannes alleine lebt.

Wie viel Frauen leben in Meerbusch?

Parschau Etwas mehr als 29.000, ihnen stehen mit 26.605 weniger Männer gegenüber.

Also gibt es auch Single-Frauen?

Parschau Na klar. Es gibt etwa 27.000 Verheiratete, 4200 Geschiedene, 4040 Verwitwete und 20.300 Ledige - diese Zahlen gelten aber für Männer und Frauen zusammen. Die meisten Frauen finden sich in der Altersgruppe der 19 bis 46-Jährigen, das sind 8349 Frauen. Bei den über 80-Jährigen finden sich 2200 Frauen und 1350 Männer.

Also hat Meerbusch einen höheren Frauen- als Männeranteil?

parschau Genau, so steht es in der Statistik. Übrigens: Bei den unter Dreijährigen dreht sich das Verhältnis, gibt es 661 Mädchen und 682 Jungs.

Dieser höhere Frauenanteil spiegelt sich aber nicht unbedingt auf allen Führungsebenen wider, oder?

Parschau Richtig, Unternehmensspitzen sind meistens männlich besetzt. Die so genannte gläserne Decke - also oft ein Karrierestop für Frauen - ist durchaus vorhanden. Das wird sich aber in den nächsten Jahren durch die Generation der jungen, hochqualifizierten Frauen ändern.

Wie sieht es im Rathaus aus? Mit der Bürgermeisterin haben Sie ja schon mal eine Frau an der Spitze...

Parschau Genau, darauf bin ich auch ganz besonders stolz. sie ist ja eine der wenigen Bürgermeisterinnen in ganz Deutschland. Die nächsthöhere Frau bei uns im Rathaus ist Kirsten Steffens als Fachbereichsleiterin für Stadtplanung und Bauaufsicht. Die drei Beigeordneten sind männlich, und die anderen Bereichsleiter auch. Im Übrigen haben wir auf der Abteilungsleitungsebene inzwischen einen Frauenanteil von 42 Prozent. Ich finde das so aber schon einen sehr guten Anfang.

Arbeiten mehr Frauen oder mehr Männer im Rathaus?

Parschau Fast 400 Frauen und 264 Männer. Das Verhältnis ist also klar: mehr Frauen. Die aber eben nicht in Führungspositionen. Allein 100 der weiblichen Beschäftigen sind zudem im Erziehungsbereich - ein Job, den Männer offenbar nicht so gerne machen, weil er ihnen vermutlich zu schlecht bezahlt wird.

Das klingt nach einem Klischee: Ist es wirklich so, dass Männer auf Karriere und Geld aus sind und Frauen sich damit abfinden?

Parschau Tendenziell kann man heute noch davon ausgehen. Es wäre wünschenswert, wenn es anders wäre. Männliche Erzieher fände ich zum Beispiel toll.

Sind Sie in den Auswahlgesprächen dabei, wenn im Rathaus jemand eingestellt werden soll und können Sie die Flagge der Frauen hochhalten?

Parschau Außer bei der Einstellung von Wahlbeamten bin ich dabei. Aber ich muss wirklich sagen, dass Frauen nicht grundsätzlich zu bevorzugen sind, nur weil sie Frauen sind. Ich bin der Meinung, dass die Qualifikation entscheidend ist. Wenn dann aber zwischen Mann und Frau die gleiche Qualifikation besteht, sollten Frauen eingestellt werden. Dies ergibt sich auch aus dem Landesgleichstellungsgesetz.

Sie beraten ja viele Frauen aus Meerbusch - geht es da dann auch schon mal um das Thema Gewalt gegen Frauen? Ist das in Meerbusch ein Thema?

Parschau Gewalt gegen Frauen passiert auch bei uns, beschränkt sich nicht auf soziale Brennpunkte, sondern geschieht auch hinter den Mauern von Millionärsvillen. Gewalt hat weder etwas mit Einkommen noch mit Bildung zu tun. Wenn Frauen zu mir kommen, empfehle ich ihnen ein Gespräch in der Frauenberatungsstelle in Neuss oder eine bestimmte Hotline mit Hilfestellungen für diese Krisensituation.

ANKE KRONEMEYER FÜHRTE DAS INTERVIEW

(RP)
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