Meerbusch 25 junge Pilger wollen nach Sydney

Düsseldorf · Für ihr Ziel, 2008 zum Weltjugendtag nach Australien zu reisen, nehmen die Jugendlichen aus Bösinghoven und Strümp sogar in Kauf, hart arbeiten zu müssen. Sie bieten bei Veranstaltungen in der Pfarrgemeinde vor allem kulinarische Produkte und Dienstleistungen an.

Zelten auf dem Marienfeld – dicht an dicht wie die Sonnenanbeter an der Costa Brava. Stoßgebete zum lieben Gott: „Lass es bitte nicht regnen.“ Dann sechs bis sieben Stunden am Bahnhof warten, eingekeilt in der Menge wie die Tokioter U-Bahnpassagiere.

Zum Weltjugendtag 2005 in Köln waren auch 25 Jugendliche aus der St.Pankratius-Gemeinde Ossum-Bösinghoven gepilgert. „Trotz der extremen Situationen waren die Kinder so begeistert, dass sie sagten: Wir wollen auch nach Sydney“, berichtet Michaela von Heereman. Nun ist ein Ticket nach Sydney nicht eben durch die Notschlachtung des Sparschweins zu finanzieren. Notgedrungen müssen sich daher die Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 ihre Reise um den halben Globus redlich verdienen. Dabei soll die Gemeinde helfen, vor allem als Arbeitgeber. Um diese Unterstützung sicherzustellen, trat Initiatorin Rösel Schumacher sogar in den Pfarrgemeinderat ein.

Das WJT-Team, respektive die in zweiter Reihe stehenden Mütter, haben sich, was liegt näher, auf die Produktion kulinarischer Genüsse und dazugehörige Dienstleistungen spezialisiert. Im September richteten die Jugendlichen im Pfarrzentrum einen italienischen Abend aus – für sechs Euro und damit auch fürs Rentnerkonto erschwinglich – gabs Pizza, Pasta e Più. Ein italienischer Vollblut-Sänger bereitete die schmalzig-musikalische Grundlage. Nach dieser begeistert aufgenommenen Premiere beteiligten sich die Jugendlichen an den Adventsmärkten in Strümp und Lank: Mit selbst gefertigten Knusperhäuschen, Punsch und „Toter Tante“. Auch um ihr Anliegen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Der nächste große Auftritt ist in Zusammenhang mit der Heimatprimiz des frisch geweihten Priesters Sylvester von Heereman am 21. Januar geplant. Die Jugendlichen dürfen die Kollekte für sich vereinnahmen, auch den Service beim anschließenden Empfang hat die Gemeinde vertrauensvoll in ihre Hände gelegt. Im Februar werden sich die Jugendlichen dann in einer Jugendherberge spirituell auf ihre Pilgerfahrt nach Sydney vorbereiten. „So ein Wochenende wird auch helfen, dass die Gruppe mehr zusammenwächst. Momentan zerfällt sie noch in mehrere Cliquen“, berichtet von Heereman. Für ein gemeinsames Konzert im März wird nur das Thema „Frühlingserwachen“ vorgegeben. Die Jugendlichen sollen die Stückeauswahl und die Proben dann eigenverantwortlich regeln.

Inzwischen genießen die WJT-Pilger schon im ganzen Dorf Rückhalt: So werden sie nicht nur zum 250. Jubiläum der St.Pankratius Schützenbruderschaft die Cafeteria betreiben, auch beim Sommerlauf des TuS dürfen sie die Einnahmen aus ihrem Dessertbuffet in die Reisekasse leiten.

„Wir sind die einzige Gemeinde, die eine so aktive Jugendarbeit macht, deshalb ist es umso ärgerlicher, dass man uns das Wasser abgraben will“, erklärt von Heereman in Anspielung auf die neue Gottesdienstordnung. Insofern richtet sich der plakative Spruch „Als Christen für Werte Flagge zeigen“, mit dem die Jugendlichen werben, auch an die eigene Kirche. „Jugendliche brauchen Glanzlichter, um dran zu bleiben. Damit der Glaube, das Bewusstwerden von Christsein wachsen kann, muss man kräftig Düngemittel geben“, sagt von Heereman.

(RP)
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