Meerbusch 100 Jahre St. Martin
Meerbusch · Langst-Kierst feiert heute das 100-jährige Bestehen des Kirchneubaus mit einer Festmesse und einer Prozession vom Rheindeich zum Gotteshaus. Der namhafte Architekt Josef Kleesattel plante die Kirche.
Langst-Kierst Im Jahr 1907 erklärte der Kierster Lehrer Johann Busch, dass bei den Einwohnern eine "Geneigtheit bestehe, für eine neue Kapelle Opfer zu bringen". Damit hat der Pädagoge die Bereitschaft ins eigene Portemonnaie zu greifen und handfest beim Abriss und Aufbau der neuen St.-Martin-Kirche anzupacken, eher unzureichend beschrieben. Die Langst-Kierster und sogar die Nachbarn aus Nierst und Lank-Latum spendeten kräftig, um das neue Gotteshaus an alter Stelle zu finanzieren.
Heute feiern die Langst-Kierster mit vielen Gästen das Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen der St.-Martin-Kirche. Der Festtag beginnt um 16.45 Uhr an der Ecke Rheindamm und Oberbach mit der Weihe des Wegekreuzes, das von der St.-Martinus-Schützenbruderschaft gestiftet worden ist. Anschließend geht es in einer Prozession zur Kirche, wo gegen 17.30 Uhr eine festlich gestaltete Heilige Messe beginnt. Im Anschluss daran treffen sich die Besucher und Gastgeber zum gemütlichen Beisammensein bei Getränken und Gegrilltem.
Die Festrede für die Stadt hält der stellvertretende Bürgermeister Leo Jürgens. Er weist in seiner Ansprache unter anderem darauf hin, dass die erste örtliche Kapelle schon auf das Jahr 900 zurückgeht und dokumentiert, dass die Kirche in Langst-Kierst immer einen besonderen Bezugspunkt für die Menschen dargestellt habe.
Die Geschichte des Neubaus ist ein eindeutiger Beleg für diese These. Heimatforscher Addo Winkels hat im Jubiläumsband "1100 Jahre Langst-Kierst und Ilverich" einen ausführlichen Beitrag über den Bau publiziert. In seinem Bericht tauchen viele bekannte Namen hiesiger Handwerksbetriebe auf. Offensichtlich hätten die Langst-Kierster Wert darauf gelegt, die einheimischen Fachleute einzubinden, interpretierte Winkels die Historie. Rund 45 000 Mark habe der Neubau gekostet. Dabei sei zu beachten, dass zur Kaiserzeit die Goldmark mehr als zehn Mal so viel Wert war wie die alte D-Mark, informierte Winkels. Am 5. Februar 1911 wurde die Kirche, die der Düsseldorfer Architekt Professor Josef Kleesattel, entworfen hat, geweiht. Nach Kleesattels Entwürfen sind zum Beispiel auch die St.-Antonius-Kirche in Oberkassel und der Turm der St-Gertrudis-Kirche in Krefeld entstanden. Der Mann war ein echter Spezialist. Pläne für Gotteshäuser in den Niederlanden, im Hunsrück, in Koblenz, Wuppertal und anderswo haben seine Urheberschaft. Die Synagoge in Düsseldorf zählt auch dazu. Kleesattel ist eine Persönlichkeit der Stadt Düsseldorf, die auch eine Straße nach ihm benannt hat.
1909 hatte sich der eigens gegründete Bauverein in Lank getroffen, um die Kirchbaupläne für St. Martin von vier Konkurrenten zu prüfen. Neben Kleesattel hatten sich die Architekten Erkens aus Köln, Lohscheid aus Neuss und Lamertz aus Langst um den Zuschlag beworben. Winkels schreibt dazu, "Nach eingehender und oft kontroverser Diskussion entschied sich die Versammlung für den Entwurf" des Professors aus dem benachbarten Düsseldorf.