Leverkusen Zwei Welten auf einer Bühne

Leverkusen · In den Herbstferien haben mehr als 40 Kinder für das diesjährige Weihnachtsmärchen der Kasinogesellschaft geprobt. An zwei Tagen konnten sie sich auf der Bühne des Erholungshauses mit den realen Bedingungen vertraut machen.

 Die blauen Bälle symbolisieren das Wasser, in dem "Die kleine Meerjungfrau" mit anderen Nixen sowie Leuchtquallen und Kraken lebt. Das Stück der Kasinogesellschaft wird im Dezember öffentlich gezeigt.

Die blauen Bälle symbolisieren das Wasser, in dem "Die kleine Meerjungfrau" mit anderen Nixen sowie Leuchtquallen und Kraken lebt. Das Stück der Kasinogesellschaft wird im Dezember öffentlich gezeigt.

Foto: Uwe Miserius

In kleinen Schrittchen läuft Yasmine Guizani über die Bühne. Zum ersten Mal hat sie ihr strahlend blaues Kleid an, in dem sie eine Nixe spielen wird. Das läuft unten ganz eng zusammen, denn es soll ja aussehen wie ein Fisch-Schwanz. Aber darin kann sich die Elfjährige natürlich nicht mehr so frei bewegen wie bei den vorangegangenen Proben. Außerdem sind die Wege viel weiter als oben im kleinen Studio.

Deswegen sind die Workshop-Tage in den Herbstferien so wichtig für die 42 Mitwirkenden, die im Dezember das Weihnachtsmärchen der Kasinogesellschaft auf die Bühne bringen. "Kinder spielen für Kinder" lautet da seit fast 70 Jahren das Motto. Was einst recht bescheiden für die Kinder von Bayer-Mitarbeitern begann, ist längst offen für jedermann und immer mehrfach zu sehen. Neben geschlossenen Aufführungen für Schulklassen, die an einigen Vormittagen um 11 Uhr stattfinden, werden an zwei Advents-Wochenenden auch wieder vier öffentliche Vorstellungen im Erholungshaus sein.

Seit vier Jahren stellt Bayer-Kultur nicht nur Saal, Bühne und professionelle Technik zur Verfügung, sondern mit Marc von Reth auch einen ausgebildeten Theaterregisseur. Nach Geschichten aus "1001 Nacht" hat er dieses Mal das Märchen "Die kleine Meerjungfrau" von Hans Christian Andersen als Grundlage für sein Drehbuch "Die Nixe" genommen.

Zwar blieb er dicht am Original, ergänzte die Geschichte aber um weitere Personen. Denn mittlerweile umfasst das Schauspieler-Team mehr als 40 Kinder, die alle eine Rolle haben wollen. Es sind erfahrene Darsteller dabei, die sich mehr Text zutrauen, aber auch Neulinge wie Yasmine, die im vergangenen Jahr ihre Freundin Elvan Ün auf der Bühne bewundert hatte. "Komm doch mal mit", meinte diese. Und so war Yasmine erstmals dabei, als sich die Gruppe 2017 nach Karneval zu allgemeinem Theatertraining und Sprechübungen traf.

Nach den Osterferien wurden die Texte und Rollen verteilt. Normalerweise wird jeden Montag zwei Stunden geprobt, inzwischen in zwei Gruppen, weil es so viele sind. In den Herbstferien standen die Mitwirkenden zum ersten Mal auf der Bühne, wo schon das Grundgerüst für das Bühnenbild auf der Drehbühne stand.

Noch braucht es viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass dieses Gerüst mit zwei Treppen am Ende die zwei unterschiedlichen Welten zeigt. Oben die Stadt mit Konservenfabrik, die Welt der Menschen, zu der sich die kleine Nixe ihrer großen Liebe wegen sehnt. Und unten die Meereswelt, in der Leuchtquallen, Kraken und versunkene Schätze zu sehen sind. Da werden die Nixen ins Wasser eintauchen, das aus einem Pool mit 20.000 kleinen Plastikbällen besteht. So wie im Ikea-Smaland, nur einfarbig blau. Die ersten 50 Exemplare hatte Marc von Reth schon mal zur Ansicht mitgebracht. Die verlieren sich allerdings auf der Bühne, die von den Profis im Erholungshaus gestaltet wird. Kostüme und weitere Ausstattung wird wieder von dem Erwachsenen-Team genäht, geklebt und gebastelt, das in den letzten drei Jahren dabei war. Auch sie waren an den Workshop-Tagen im Einsatz, um Kostüme zu probieren und letzte Änderungen vorzunehmen.

Das Ende der Geschichte ist übrigens noch nicht geklärt und wurde in der Mittagspause diskutiert. In Andersens Original löst sich die Meerjungfrau am Ende in Schaum auf, weil sie nicht zurück kann in ihre Welt. Die Disney-Verfilmung setzt auf Happy End mit Sieg über die böse Meerhexe, und von Reth hat in seinem Drehbuch die Deutung offengelassen. Das gefiel einigen Kindern gar nicht, deswegen haben sie sich einen anderen Schluss einfallen lassen. Nun sollen die Darsteller entscheiden, sagt von Reth. Es bleibt also spannend, noch weiß keiner wie das Märchen enden wird. Man wird es sehen bei der Premiere am 2. Dezember.

(mkl)
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