Freizeit-Tipp Auf virtueller Zeitreise ins historische Köln

Köln · Am Alter Markt können die Besucher von Time Ride in das Jahr 1910 reisen. Moderne Technik macht ein 360-Grad-Erlebnis möglich.

 Am Alter Markt in Köln ist eine Rundfahrt durch Kölns Historie möglich. Im nachgebauten Straßenbahnwagen und mit VR-Brille auf der Nase.

Am Alter Markt in Köln ist eine Rundfahrt durch Kölns Historie möglich. Im nachgebauten Straßenbahnwagen und mit VR-Brille auf der Nase.

Foto: Time Ride

Der Science-Fiction-Film „Zurück in die Zukunft“ hat es vorgemacht: eine Zeitreise. Jonas Rothe und sein Team von Time Ride haben diesen Traum für kleine und große Kinder wahr gemacht. Am Alter Markt können Interessierte seit 2017 mittels Technik Köln vor 100 Jahren erleben.

Wie können Museen in der Zukunft aussehen? Damit beschäftigte sich Rothe schon während seines Kulturmanagement-Studiums in München. In seiner Masterarbeit entwickelte er ein Konzept, mit dem einzelne Szenen aus der Stadtgeschichte dargestellt und erlebt werden können. Damals sollten Beamer Menschen die alten Zeiten erleben lassen, doch das wäre zu kostenaufwendig gewesen. So blieb die Idee auf dem Papier.

„Die Grundidee war damals schon da, nur die Technik noch nicht“, sagt der 32-jährige Gründer von Time Ride. Doch die Technik holte auf. VR-Brillen zeigen virtuelle Sequenzen direkt vor dem Auge und erzeugen dadurch das Gefühl, selbst dabei zu sein. Heute macht die virtuelle Realität die Zeitreise ins alte Köln möglich.

In drei Stationen erlebt der Besucher nicht nur, wie sich Köln im Laufe der Zeit entwickelt hat, sondern auch wie die Technik immer besser wurde. Gestartet wird mit den sogenannten Kaiserpanoramen. Diese waren um 1900 populär. Sie funktionieren mittels Stereoskopie. Der Besucher schaut durch Okulare und sieht zwei Bilder nebeneinander, beide besitzen eine leicht unterschiedliche Perspektive. „Das Gehirn fügt diese Bilder zu einem 3D-Bild zusammen“, beschreibt Rothe. Gezeigt werden auch Bilder aus Privatarchiven. Zudem wird das damalige Köln mit der heutigen Großstadt verglichen.

Weiter geht es im Kinema. Dort sehen Besucher einen Umriss der Kölner Geschichte von der Römerzeit bis heute. Bei der dritten und letzten Station geht es auf virtuelle Zeitreise in einem nachgebauten Zugwaggon. Durch VR-Brillen, Kopfhörer, Fahrtwind und Ruckeln tauchen die Besucher komplett ins Damals ab. „Das ist ein ganz anderer Eindruck, als wenn man die Stadtgeschichte nur lesen würde“, betont Rothe. 30.000 Figuren, 600 Häuser plus Spezialbauten zeigen Köln im Jahr 1910. Gesellschaftlich relevante Themen von damals werden in der virtuellen Rückblende dargestellt. Etwa Berufsgruppen wie das Poller Milchmädchen oder den Brikett-Mann.

„Mit visuellen und haptischen Effekten sprechen wir einen sehr emotionalen Weg an“, betont Rothe. Sein größter Wunsch ist es, dass sich große und kleine Kinder so mit der Geschichte auseinandersetzen. Zu klein dürfen die Kinder allerdings nicht sein, Time Ride empfiehlt den Besuch ab sechs Jahren. Denn: Es gibt noch keine VR-Brillen extra für Kinder. Zum anderen: „Wir haben gemerkt, dass es Kindern unter sechs Jahren manchmal schwer fällt, Realität und Virtualität im Kopf zu trennen“, sagt Rothe. Angst könne das Ergebnis sein, und das sei nicht der Zweck der Zeitreise.

Seit September 2017 sind 140.000 Menschen ins alte Köln gereist. Auch die ältere Generation nutze die Chance auf einen Blick in die Vergangenheit. Am Ende diskutieren alle darüber, und das sei genau das, was Time Ride erzielen solle. Rothes Professor, der seine Masterarbeit betreute, ist heute Mitinvestor.

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