Pressetermin an der Tankstelle Zapfsäule in Leverkusen – warum Wasserstoff Zukunft hat

Leverkusen · Seit einem halben Jahr verfügt Leverkusen über eine reguläre Wasserstofftankstelle. Betreiber und Autohersteller ziehen eine positive Bilanz und begründen, warum die Brennstoffzelle der Antrieb der Zukunft werden könnte.

 Der Landtagsabgeordnete Rüdiger Scholz tankt Wasserstoff. Im Hintergrund Tankstellenpächter Tim Sackenheim (links) und Fahrer und Toyota-Manager Widger Falk.

Der Landtagsabgeordnete Rüdiger Scholz tankt Wasserstoff. Im Hintergrund Tankstellenpächter Tim Sackenheim (links) und Fahrer und Toyota-Manager Widger Falk.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Rüdiger Scholz setzt die Wasserstoffpistole an. Ein kleiner Ruck, und schon sitzt sie im Füllstutzen eines von Brennstoffzellen betriebenen weißen Tyota Mirai. Wasserstoff marsch! Für eine Füllung braucht der CDU-Landtagsabgeordnete nicht länger, als würde er Benzin oder Diesel tanken. Die Ablese zeigt 2,78 Kilogramm Wasserstoff zum Preis von 24,41 Euro. Mit einem Kilo kommt ein Fahrer etwa 100 Kilometer weit.

Beim Pressetermin an der Shell-Tankstelle Willy-Brandt-Ring/Karl-Krekeler-Straße war die Botschaft klar: Wasserstoff könnte der Energieträger der Zukunft werden. Noch fahren zwar 99 Prozent aller Fahrzeuge mit Diesel und Benzin. Doch das könnte sich im Verlauf der Mobilitätswende bald ändern. Darin sind sich Rüdiger Scholz, Frank Belmer, bei Shell zuständig für die Wasserstofftankstellen in Europa, und Widger Falk, Produkt-Manager bei Toyota, einig. 76 Wasserstofftankstellen sind deutschlandweit bereits am Netz, 17 davon in NRW. Bei einer Reichweite von etwa 500 bis 700 Kilometer sei die Verbreitung schon heute nahezu flächendeckend, sagt Belmer. Bis Ende 2020 sollen es 100 Stationen sein. Die Leverkusener Shell-Tankstelle sei wegen ihrer günstigen Lage nahe an der Autobahnausfahrt und auf dem Weg ins Stadtzentrum ausgesucht worden. Von dem Brennstoffzellen-Fahrzeug Mirai, der von Motorisierung und Ausstattung der gehobenen Mittelklasse entspricht, hat Toyota seit seiner Markteinführung 2015 3000 Stück verkauft. Der Preis liegt bei 78.000 Euro, er soll aber mit steigender Stückzahl günstiger werden, berichtet Falk. Der Mirai sei vergleichbar mit dem Audi A 6 und dem 5er BMW und auch im Preisvergleich so einzuordnen. In den kommenden zehn Jahren will Toyota auch kleinere Modelle mit Brennstoffzellenantrieb auf den Markt bringen.

Die Vorteile des Wasserstoffautos liegen auf der Hand: Es ist leise und vollkommen sauber. Der Ausstoß beschränkt sich auf Wasser. Anders als beim Elektroauto ist die Zeit für das Betanken kurz, die Reichweite groß. Noch wird der Wasserstoff größtenteils aus Erdgas oder aus Abfallprodukten der Chemie-Industrie gewonnen und nur in geringem Maß über die Elektrolyse. Bis Ende 2020 soll jedoch 50 Prozent des Bedarfs aus erneuerbaren Energien entstehen. Belmer: „So lautet unser Ziel.“ In Deutschlands größter Raffinerie, bei Shell in Wesseling, ist der Bau einer großen Elektrolyseanlage geplant, die Wasserstoff für Tankstellen produzieren soll.

Für den Shell-Manager ist die Brennstoff-Zelle keine Konkurrenz zur Batterie, sondern eine Ergänzung. „Beide Antriebe haben Zukunft.“ Derzeit ist die Nachfrage beim Wasserstoff noch überschaubar. An der Leverkusener Zapfstation tanken etwa 20 Fahrer monatlich Wasserstoff.

Der Landtagsabgeordnete Scholz unterstützt den Brennstoffzellenantrieb und ist sich darin einig mit der Landesregierung. „Wir dürfen da nicht den Anschluss verlieren.“ Öffentliche Dienstleister sollten vorangehen. Beispielsweise sollten in Leverkusen der Verkehrsbetrieb Wupsi und die technischen Betreibe (TBL) darüber nachdenken, ob sie nicht bei der Wasserstofftechnologie einsteigen könnten, sagt Scholz.

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