Leverkusen "Wohnen für Hilfe" - die etwas andere WG

Leverkusen · Junge Leute suchen verhältnismäßig günstigen Wohnraum, ältere Menschen Hilfe bei den kleinen Dinge des Alltags. Beides bring die Arbeiterwohlfahrt (Awo) bei einem neuen Projekt zusammen - und hofft auf viele Vermittlungen.

 Jung hilft Alt - als Gegenleistung gibt es Wohnraum, Das Konzept, das schon in anderen Städten erfolgreich ist, soll auch in Leverkusen greifen.

Jung hilft Alt - als Gegenleistung gibt es Wohnraum, Das Konzept, das schon in anderen Städten erfolgreich ist, soll auch in Leverkusen greifen.

Foto: Awo

Der Rasen könnte mal wieder gemäht werden, der Computer streikt seit Wochen, und ein Theaterbesuch macht in Begleitung doppelt Spaß. Es gibt zahlreiche Situationen, in denen Senioren Unterstützung brauchen. Auf der anderen Seite gibt es viele junge Menschen, die während des Studiums oder der Ausbildung ein bezahlbares Zimmer suchen, aber nicht finden. Warum nicht beide Seiten zusammenbringen?

Die Faustregel: Eine Stunde Hilfeleistung im Monat für einen Quadratmeter Wohnraum. Hinzu kommt eine individuelle Pauschale für anteilige Nebenkosten. Die Vermittlung kostet für beide Seiten nichts. Nach diesem simplen Prinzip funktioniert das Projekt "Wohnen für Hilfe", das die Awo Leverkusen in Zusammenarbeit mit der Stadt ab sofort anbietet.

In 33 deutschen Städten, etwa in Köln und Heidelberg, läuft "Wohnen für Hilfe" bereits erfolgreich. "In Köln kommen jedes Jahr etwa 80 bis 120 Vermittlungen zustande", sagt Barbara Gorel, die bei der Leverkusener Awo Ansprechpartnerin für das ungewöhnliche Wohnprojekt ist. Sie vermittelt, begleitet und berät die Beteiligten, organisiert Treffen, hilft bei Problemen und unterstützt beim Ausfüllen der Formulare. "Ich bin begeistert von der Idee, dass zwei Generationen unter einem Dach leben und sich gegenseitig unterstützen. Jetzt müssen wir nur noch bekannter werden - mehr als zehn Vermittlungen im Jahr wären für uns ein Riesenerfolg."

Sie habe die Erfahrung gemacht, dass es in der Stadt genug Menschen gebe, die freien Wohnraum bieten könnten, beispielsweise weil der Partner gestorben ist oder die Kinder ausgezogen sind. "Und Leverkusen liegt verkehrsgünstig zwischen den Universitätsstädten Köln und Düsseldorf."

Nun müssen die künftigen WG-Partner nur noch zusammenfinden. Dafür füllen alle Beteiligten vorab einen Fragebogen aus. Wohnraumsuchende sollten beispielsweise angeben, ob sie ein Instrument spielen. Wohnraumbietende werden unter anderem gefragt, welche Hilfeleistung sie benötigen. "Jegliche Pflegeleistungen sind ausgeschlossen", betont Gorel.

Sind sich Wohnraum-Bieter und -Sucher sympathisch, können sie erstmal bis zu vier Wochen auf Probe zusammenwohnen. Danach wird ein sogenannter Wohnraumüberlassungsvertrag geschlossen, anfangs befristet auf ein Jahr. "Sämtliche Rahmenbedingungen lassen sich natürlich individuell regeln", betont Gorel. Denn im Idealfall entstehen beim Projekt "Wohnen für Hilfe" Freundschaften, die im Grunde dann gar keine Verträge benötigen.

Übrigens: Das Projekt "Wohnen für Hilfe" richtet sich ausdrücklich nicht nur an ältere Menschen. "Auch Alleinerziehende oder Menschen mit Behinderung können davon profitieren", betont Barbar Gorel. Die Stadt Leverkusen unterstützt das Awo-Projekt finanziell. "Wir haben die Anschubfinanzierung fürs erste Jahr gemacht", sagt Sabine Willich vom Fachbereich Soziales.

(RP)
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