Leverkusen Witzhelden: Windrad-Geschädigter warnt

Leverkusen · Wilfried Hermanns wird seit Jahren von Schlagschatten gestört. Er fühlt sich bei den neuen Plänen wie so viele übergangen.

Wenn es Abend wird, ist Wilfried Hermanns immer ganz froh, wenn Wolken die Sonne verdecken. Dann kann der 73-jährige Witzheldener einigermaßen sicher sein, dass es mit den Schlagschatten nicht allzu schlimm wird. Bei Sonne jedoch wird jede Bewegung des kleinen Witzheldener Windrades am Fernsehturm zur Belastung für den Rentner, in dessen Haus am Bechhauser Weg dann "Schattenspiele" zu bewundern sind. "Das Licht wird von den Fenstern der Nachbarhäuser reflektiert und gelangt so selbst in Zimmer, die bei uns auf der Nordseite liegen", berichtet Hermanns: "Da werden Sie verrückt."

Kleines Windrad – große Wirkung. Umso verblüffter war Wilfried Hermanns, als er aus der Zeitung erfuhr, dass sowohl Windräder an der Sengbachtalsperre als auch ein neues, großes am Fernsehturm errichtet werden sollen.

"Wir Anwohner bekommen das als Letzte mitgeteilt – das kann es nicht sein", sagt der langjährige Elektro-Installateur, der erst vor zweieinhalb Jahren in Ruhestand ging und nun froh ist, dass sein Sohn das Geschäft weiterführt.

Privat hätte er allerdings auch gern ein wenig mehr Ruhe, denn das "Flap-Flap" des Windrades kann er auf seiner Terrasse gut vernehmen.

Leichlingens Baudezernentin Barbara Hammerschmidt hatte unlängst im Ausschuss für Bauwesen, Umweltschutz und Stadtentwicklung (BUS) bekannt gegeben, dass es Planungen für eine weitere Windkraftanlage in Bechhausen gibt. Zuständige Behörde ist der Rheinisch-Bergische Kreis. Eine Bauvoranfrage sei vom Kreis bereits positiv beschieden worden, nun erwarte die Stadt den Bauantrag. "Der private Betreiber hat einen Rechtsanspruch auf die Genehmigung, wenn er alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt", sagte Hammerschmidt. Da Leichlingen im Flächennutzungsplan keine Konzentrationszone für Windkraftanlagen ausgewiesen habe, seien Windkraftanlagen grundsätzlich überall zulässig.

Ursprünglich wollte die Stadt nördlich von Roderbirken eine solche Zone einrichten, die ist bei der Bezirksregierung allerdings durchgefallen. Die Bauvoranfrage hatte der Investor bereits vor einem Jahr gestellt, die Leichlinger Stadtverwaltung hatte sie damals im Hinblick auf die geplante Konzentrationszone zurückgestellt. Das Windrad am Bechhauser Weg hätte voraussichtlich eine Nabenhöhe von unter 100 Metern und einen Rotorradius von rund 40 Metern.

Hermanns fragt gerade im Hinblick auf die heutige Stadtratssitzung: "Wie lange ist der Stadt das bekannt? Bei uns wusste keiner etwas davon." Außerdem wüsste er gerne, "wo man sich beschweren kann". Und schließlich: "Wo geht die erzeugte Energie hin?"

Hermanns sorgt sich nicht nur aus eigenem Antrieb, er fürchtet auch, dass gerade die ländlich geprägte Nachbarschaft mit Pferden und Kühen unter einer neuen, großen Windrad-Anlage zu leiden hätte.

Überhaupt kein Verständnis hat er für die Äußerungen des Solinger Stadtwerke-Chefs Andreas Schwarberg. Der hatte zuletzt gerade in Hinblick auf die Witzheldener Kritiker bemängelt: "An der aktuellen Diskussion stört mich deren Widersprüchlichkeit. Immer wieder wird behauptet, für Windenergie zu sein, aber doch bitte nicht im Bergischen Land, sondern gerne woanders."

Wilfried Hermanns kann angesichts solcher Sätze nur den Kopf schütteln: "Ich kann jeden dieser Herren nur einladen, mal einen Tag hier zu verbringen", sagt er. Dann werde schnell klar, dass auch keiner von ihnen ein solches Rad vor seiner Haustür haben wollte.

(RP)
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