Leverkusen Wirtschaftsranking: Stadt fällt um 107 Plätze zurück

Leverkusen · Das Forschungsinstitut Prognos hat eine Studie zur wirtschaftlichen Zukunft von deutschen Kommunen vorgelegt. Leverkusen schwächelt.

Platz 196 von 400 - Mittelfeld möchte man sagen. Aber zufrieden kann Leverkusen mit dem Platz nicht sein, auf dem es im Prognos-Zukunftsatlas 2016 gelandet ist. Denn vor drei Jahren noch lag Leverkusen auf Platz 89 und war der Gruppe der Kommunen, Kreise und Städte mit Zukunftschancen zugeordnet. 107 Plätze weiter hinten gehört Leverkusen nun in den Bereich "ausgeglichene Chancen und Risiken". Ein Gesamtergebnis, das Dr. Frank Obermaier, Chef der Wirtschaftsförderung, "ärgert. Klar, muss man auf die Indikatoren schauen, die der Studie zugrunde liegen. Aber wir müssen auch die Knackpunkte analysieren und daran etwas tun."

Das Forschungsinstitut Prognos hat den Zukunftsatlas unter der Frage "Wie gut sind Deutschlands Kreise und Städte für die Zukunft gewappnet?" angelegt, ermittelt dabei Zukunftschancen und -risiken aller 402 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland. Basis sind Indikatoren aus den Bereichen • Demografie (Leverkusen auf Rang 138), • Wirtschaft & Arbeitsmarkt (227), • Wettbewerb & Innovation (63) und • Wohlstand & Soziale Lage (341).

Frank Obermaier fängt hinten an.

Soziale Lage "Speziell hier ist Leverkusen weit zurückgefallen." 2013 lag der Wert noch bei 322. "Da spielen Faktoren wie Verschuldungsgrad der Gemeinde, Kriminalitätsanstieg, Anstieg der Bedarfsgemeinschaften und Kaufkraftverlust eine Rolle", fasst der WFL-Chef zusammen. "Wenn es immer mehr Arbeitslose und Hartz-IV-Empfänger in der Stadt gibt, und Leverkusen hat eine hohe Arbeitslosenquote, haben die Leute freilich nicht so viel Geld in der Tasche, um es auszugeben." Folge: Die Bevölkerungskaufkraft in der Stadt nimmt ab. Positiv: Dass am Wochenende etwa die Wiesdorfer City dennoch voll ist, liege daran, dass mittlerweile auch viele Auswärtige zum Einkaufen kommen.

Gut heißt der WFL-Chef, dass etwa in der Bahnstadt viel neuer Wohnraum geschaffen wird. "Möglicherweise kommen durch diese Angebote Leute, die bisher im Umland gelebt und dort Steuern gezahlt haben, in die Stadt, zahlen ihre Steuern hier, stärken die Kaufkraft."

Bei den städtischen Finanzen sieht Obermaier die Situation angespannt, "aber Leverkusen ist mit dem Sanierungskonzept auf einem guten Weg. In anderen Städten geht man da nicht so stringent vor."

Wettbewerb und Innovation Hier hat Leverkusen gegenüber 2013 (73) etwas gutgemacht. Trotz dieser Tatsache: Bayer hat vor einiger Zeit seinen Patentbereich nach Monheim verlagert. Klar ist Obermaier: "Mit einer Start-Up-Hochburg wie Köln vor der Haustür wird Leverkusen nie eine Start-up-Stadt werden. Aber wenn die Start-Ups für Co-Working-Spaces (Arbeitsplätze, die man sicht eilt) zu groß werden, können wir Zweitstandort werden."

Punkten will er vor allem mit dem Thema Digitalisierung. Da hat Prognos an Leverkusen drei von fünf möglichen Sternen verteilt, "das ist ausbaufähig. Denn die Digitalisierung ist ein Zukunftsthema, und Leverkusen hat einen guten Ruf bei Ingenieurdienstleistungen."

Wirtschaft & Arbeitsmarkt "Wenn es um Produktionsstandorte geht, sieht es in der Stadt düster aus", sagt Obermaier offen. "Wir haben hier einfach dafür keinen Platz." Selbst Logistikern, und da ist laut WFL das Interesse im autbahnbestversorgten Leverkusen enorm, müsse man eine Absage erteilen. Die WFL rückt die Stadt derzeit als Büro- und Dienstleistungsstandort in den Fokus (wir berichteten). "Auch da gibt es viele Anfragen. Die Grundstücke im Innovationspark zum Beispiel sind günstiger als in anderen Städten", sagt der WFL-Chef. Auch fürs Handwerk, das viele Ausbildungsplätze anbietet, "brauchen wir Platz", schließt der WFL-Chef an, dessen Heimat Bayern in der Studie die Nase ganz weit vorne hat, allen voran München.

(RP)
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