Bundestagswahl in Leverkusen Als erste Transfrau in den Bundestag
Leverkusen · Nyke Slawik ist als Junge geboren. Seit zehn Jahren lebt sie „glücklich als Frau“. Bei den Grünen hat sie ihre politische Heimat gefunden.
Nyke – der Vorname macht neugierig und erst Recht die Geschichte, die sich hinter ihm verbirgt. „Ich durfte mir meinen Vornamen selbst aussuchen“, sagt Nyke Slawik. Als Junge in Opladen erzogen und aufgewachsen, lebt die 27-Jährige seit zehn Jahren „glücklich als Frau“. Nach erfolglosen Kandidaturen für den Landtag und für das Europaparlament stehen nun ihre Chancen gut, als erste Transfrau in den Bundestag einzuziehen. Dazu braucht sie nicht mal einen Sieg in der Direktwahl über prominente Kandidaten wie Karl Lauterbach (SPD) und Serap Güler (CDU). Auf Platz 11 der Landesliste gesetzt, sind ihre Aussichten hervorragend, auf diesem Weg in Parlament einzuziehen.
Um Siege geht es Nyke Slawik dennoch, um politische wie um persönliche. „Ich bin eine Kämpfernatur“, sagt die Leverkusenerin, die heute in Wiesdorf wohnt. Und diesen Kampfgeist hat sie bereits früh gebraucht. Schnell merkte sie, dass Fühlen und Aussehen nicht miteinander im Einklang waren. Die Jungenrolle habe einfach nicht zu ihr gepasst, sagt sie. Gleichaltrige machten Witze über sie. „Ich wusste, dass es nicht einfach würde“. So wurde es ein langer und beschwerlicher Weg vom Outing zur rechtlichen Anerkennung ihres neuen Geschlechts. So musste sie etwa ein psychiatrisches Gutachten beibringen. Nach geltendem Recht würden Transsexuelle immer noch wie psychisch Kranke behandelt. „Wir werden pathologisiert so wie früher Homo- und Bisexuelle“, sagt Slawik. Das will sie ändern. Und nicht nur das.
Mit 15 Jahren trat sie in die Grüne Jugend ein. Der Kampf für die Gleichberechtigung „queerer“ Menschen, also solcher, die nicht heterosexuell sind, trieb sie an, ebenso wie das Engagement der Grünen für die Umwelt. Der Film des früheren US-Vizepräsidenten und Umweltaktivisten Al Gore über „unbequeme Wahrheiten“ zur Klimaentwicklung gab ihr einen weiteren Schub, sich noch stärker für das Thema einzusetzen. Aktiv nahm sie am Braunkohleprotest in Garzweiler teil. Nun will sie Veränderungen parlamentarisch bewirken.
Im Bezug auf Leverkusen wendet sie sich vehement gegen die Trassenerweiterungen auf der A 1 und der A 3. In der Wohnungspolitik setzt sie sich für eine Mietpreisbremse ein. „Kommunen brauchen Unterstützung bei Sozialen Wohnungsbau“, sagt sie. Bei den Erschließung von Neubaugebieten bliebt sie äußerst vorsichtig. Vielmehr solle der Aufkauf bestehenden Wohnraums für Sozialwohnungen Vorrang haben. „Die Klimapolitik wurde verschlafen“, sagt die junge Politikerin. Das zeigten Natur-Phänomene wie Dürresommer, Waldbrände und das Hochwasser deutlich.