Leverkusen Windräder an der Talsperre vor dem Aus

Leverkusen · Am Montag kommt der Aufsichtsrat der Stadtwerke Solingen zur Klausurtagung hinter verschlossenen Türen zusammen und diskutiert hier auch über die zwei geplanten Windenergieanlagen an der Sengbachtalsperre.

 Der richtige Standort für Windräder? Einige Beispiele der Artenvielfaltim Bereich der Sengbachtalsperre...

Der richtige Standort für Windräder? Einige Beispiele der Artenvielfaltim Bereich der Sengbachtalsperre...

Foto: Reuter, Michael (mreu)

Am Steilufer der Sengbachtalsperre wurde im Rahmen von Untersuchungen für mögliche Standorte von Windrädern ein nistendes Uhu-Pärchen entdeckt. Allein die Anwesenheit der unter Schutz stehenden Uhus haben die Planungen der Arbeitsgemeinschaft Bergwind - ein Zusammenschluss der Stadtwerke Solingen, Langenfeld, Leichlingen, Burscheid, der Energieversorgung Leverkusen, MEGA Monheim und des Wupperverbandes - für das Sengbachtalsperren-Projekt nachhaltig geändert. Zwei ins Kalkül gezogene Potenzialflächen im Bereich der Talsperre wurden fortan nicht mehr in Betracht gezogen, um dort Windräder aufzustellen.

Es sind aber nicht nur die Uhus, die den geplanten beiden Windrädern an der Talsperre ins Gehege kommen, sondern unter anderem auch der Schwarzstorch. Der Brutvogel kommt im Solinger Stadtgebiet ausschließlich an diesem Standort vor und wurde hier erstmals im vergangenen Jahr nachgewiesen.

Naturschützer hatten die geplanten Windenergiestandorte in einem Radius von drei Kilometern untersucht - und sie wurden von der dabei festgestellten Artenvielfalt und Artendichte bei Vögeln beziehungsweise Fledermäusen selbst überrascht. 102 Vogelarten, darunter auch Durchzügler und Wintergäste, haben sie in dem Bereich an der Sengbachtalsperre nachgewiesen. Als Brutvögel konnten sie zudem 72 Arten ausfindig machen. Auch 64 Greif- und Großvogelhorste sind in dem Radius von drei Kilometern der geplanten Windräder gezählt worden.

Windräder, so die Schlussfolgerung der Naturschutzverbände, würden beispielsweise auch den Rotmilan sowie den Baum- und Wanderfalken beeinträchtigen, ebenso die Waldschnepfe, den Wespenbussard und den Kolkraben. Gefährdet würden zudem Rauhaut-, Mücken- und Breitflügelfledermaus sowie der Große und Kleine Abendsegler. Für Naturschützer ist deshalb längst klar: "Im Rahmen der Abwägung ist hier dem Biotop- und Artenschutz eindeutig der Vorrang vor dem Bau von Windenergieanlagen an diesem Standort zu geben."

Eine abschließende Stellungnahme der Stadt und der Stadtwerke beziehungsweise der Arge Bergwind zum Windradprojekt steht zwar noch aus. Aber schon im Vorfeld der Klausurtagung des Aufsichtsrates der Stadtwerke am kommenden Montag zeichnet sich ab, dass Windräder an der Sengbachtalsperre nicht aufgestellt werden. Stadtwerke-Geschäftsführer Andreas Schwarberg wollte dazu gestern keine Stellung beziehen: "Erst werden die Gremien informiert, am Dienstag dann die Öffentlichkeit".

Die erste Stellungnahme der Stadt zum Regionalplan untermauert allerdings das mögliche Aus der Windräder an der Sengbachtalsperre: "Aus raumordnerischer Sicht wird klargestellt, dass in den Bereichen für den Schutz der Natur Windenergieanlagen ausgeschlossen sind", heißt es hier eindeutig. Die Grünen, die sich damit befasst haben, kamen deshalb auf ihrer jüngsten Fraktionssitzung zu dem Ergebnis: "Windenergie an der Sengbachtalsperre ist nicht sinnvoll".

Zwar sieht der umweltpolitische Sprecher der Grünen, Dietmar Gaida, vielfältige ökologische Gründe, die dafür sprachen, auch im Bergischen Windenergieanlagen zu errichten. Doch dies habe man immer unter dem Vorbehalt von Gutachten bezüglich der Auswirkungen einer solchen Anlage auf Bevölkerung und Ökosysteme abhängig gemacht.

Gleichwohl sehen sich die Grünen weiter in der Verantwortung, "auch auf Solinger Stadtgebiet und in der Bergischen Region Alternativen im Bereich der Erzeugung von erneuerbaren Energien zu fördern und insbesondere bei Sanierungsvorhaben auf Energieeffizienz zu achten".

Aber eben nicht südlich der Sengbachtalsperre. Das soll vielmehr als "großflächiges Naturschutzgebiet und als ruhebezogener Wald-, Wasser- und Erlebnisraum" entwickelt werden".

(RP)
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