Leverkusen Wiedersehen auf dem Chempark-"Spielplatz"

Leverkusen · Das wohl Aufregendste am Tag der offenen Tür waren für Currenta-Chef Günter Hilken nicht die Aktionsmöglichkeiten, die Rundfahrten oder das Bühnenprogramm. Es war die Begegnung mit seinem früheren Chemielehrer Adolf Staffe.

 Mutige konnten sich am Hochseilgarten vor dem Bayer-Ballon versuchen.

Mutige konnten sich am Hochseilgarten vor dem Bayer-Ballon versuchen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Nur Kai Pflaume hat gefehlt. Ansonsten war das Zusammentreffen zweier Leverkusener beim Tag der offenen Tür im Chempark wirklich fernsehreif. Es geht um diese Herren: Günter Hilken, studierter Chemiker, Chef des Chemparkbetreibers Currenta, Jahrgang 1954 und Adolf Staffe, studierter Chemiker, Vorsitzender der Leverkusener Tafel, Jahrgang 1937. Staffe war nach 35 Jahren als Chemiker bei Bayer für zehn Jahre Lehrer am CD-Gymnasium - unter anderem eben auch von Günter Hilken. "Ich habe Herrn Staffe jetzt nach mehr als 40 Jahren wiedergesehen. Natürlich habe ich gewusst, dass er eingeladen ist, aber jetzt plötzlich vor ihm zu stehen... toll", gestand Hilken. "Ich glaube, ich war ganz gut in Chemie. Jedenfalls weiß ich noch genau, dass Herr Staffe, obwohl er kein ausgebildeter Lehrer war, ein sehr gutes Händchen dafür hatte, uns Schülern etwas sehr verständlich und lebendig zu vermitteln." Nachsatz: "Er und ein schon verstorberner Lehrer haben Schuld daran, dass ich Chemie studiert habe." Staffe kommentierte lächelnd: "Er muss ein ganz guter Schüler gewesen sein, an die schlechten kann ich mich nämlich noch erinnern. Ich habe mich nie an den Lehrplan gehalten und bin auf den Grundlagen herumgeritten, bis alle Schüler sie verstanden hatten."

Und während die übrigen rund 11 000 Besucher beim Tag der offenen Tür im Chempark eben um Einblicke in die Chemie bemüht waren, feierten Hilken und Staffe abseits der VIP-Führung entlang der Info- und Aktionsstände heiter plaudernd ihr Wiedersehen.

Die Gelegenheit, einmal gemeinsam die Schulbank zu drücken, nutzten die beiden Leverkusener nicht. War aber auch schwer möglich. Denn die Bänke vor der Chempark-Bühne waren ziemlich gut besetzt, als Herr Markus und der Herr Professor von den "Physikanten" Wissenschaft teils hautnah erläuterten.

Hautnah ist das Stichwort für den ganzen Tag. Fast an jedem Stand galt es, etwas auszuprobieren, anzufassen, zu erraten. "Ich habe einen Vulkanausbruch ausgelöst", berichtete Mike Dellmann (10) aus Lützenkirchen stolz. "Ich bin aber auch schon Gokart gefahren, habe mit einem Feuerwehrlöscher was gelöscht, war auf dem Trampolin und habe viele Chemiesachen gemacht. Das alles hier ist aufregend und gut", lobte er den Chemie-Abenteuerspielplatz, in den sich das Chempark-Areal zwischen Bayer-Konzernzentrale und BayKomm am Samstag verwandelt hatte. Übrigens samt Streichelzoo, mit dem Bayer auf seinen Bereich Tiergesundheit aufmerksam machen wollte und der einen der Vip-Gäste angesichts der Hängebauchschweine und Ziegen zu der spitzen Frage verleitete: "Ist das jetzt der Vorstand hier?"

Nein, der Vorstandschef Dekkers, war zwar vielleicht auch schon am Streichelzoo vorbeiflaniert, allerdings früher als die VIP-Gruppe, die er eigentlich selbst übers Gelände hatte führen sollen. "Vielleicht liegt das an den Geschehnissen der vergangenen Tage", hieß es in Anspielung auf die Ende vergangener Woche verkündete Abspaltung der Kunststoffsparte von Bayer.

Mike war dieses arbeitspolitische Thema egal. Er stieg samt Mutter Monika Dellmann in den Bus zur Sicherheitszentrale der Werkfeuerwehr. Die liegt hinter dem Werkszaun und ist normalerweise nicht zugänglich. Am Samstag war der Blick hinter den Zaun für die Gäste ausdrücklich erwünscht. Lara Suckau (14), die später auf jeden Fall "irgendwas mit Chemie" machen will, war mit ihren Eltern extra aus Remscheid angereist, um eine Werksführung mitzumachen, bei Lanxess hatte sie schon einen Blick in die Schwefelsäureproduktion werfen können. Als Nächstes wollte sie zum Tag der Ausbildung bei Currenta, der im Ausbildungszentrum am anderen Chempark-Ende parallel stattfand. Auch dahin waren Pendelbusse unterwegs, teils doppelstöckige Busse fuhren die Gäste bei verschiedenen Touren zu Produktionsanlagen - von Currenta über NKT Cables und Lanxess-Ledertechnikum bis zum Kieselsolbetrieb von Akzo Nobel Chemical. Manch einer wollte am Nachmittag auch nur eine "ganz normale Chemparkrundfahrt". Da hätten eigentlich auch Staffe und Hilken in Doppelmoderation Touren übernehmen können. Kennen sich schließlich beide im Wiesdorfer Werk gut aus.

(RP)
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