Raus aus dem Bunker Wie die Caritas Leverkusener Obdachlosen helfen will

Leverkusen · Die Caritas strukturiert die Hilfsangebote für Wohnungslose in Leverkusen neu. So soll die schwierige Situation in der Notschlafstelle im alten Bunker entschärft werden.

 In dem ehemaligen Kriegsbunker an der Schießbergstraße in Wiesdorf finden Obdachlose eine Unterkunft für die Nacht. Die Situation in dem Gebäude ist laut Caritas "häufig konfliktbeladen".

In dem ehemaligen Kriegsbunker an der Schießbergstraße in Wiesdorf finden Obdachlose eine Unterkunft für die Nacht. Die Situation in dem Gebäude ist laut Caritas "häufig konfliktbeladen".

Foto: Heinz-Friedrich Hoffmann

Eigentlich soll die Notschlafstelle im alten Bunker in Wiesdorf wohnungslosen Menschen nur übergangsweise ein Dach über dem Kopf bieten. Einige der Obdachlosen in Leverkusen bleiben aber deutlich länger. "Die durchschnittliche Verweildauer liegt bei acht Monaten", heißt es in einem Schreiben des Caritasverbands Leverkusen. Das will der Verband nun ändern und wohnungslosen Menschen schneller in geregelte Wohnverhältnisse bringen.

In dem Bunker gibt es kaum Fenster. Streitereien sind in dem Gebäude nicht selten; in der Unterkunft treffen Drogenabhängige, psychisch Kranke und Menschen mit sozial auffälligem Verhalten aufeinander.

"Wir gehen davon aus, dass eine längere Verweildauer in der Notschlafstelle die Entwicklung von Perspektiven langfristig hemmt", schreibt der Verband. Die Caritas kümmert sich im Auftrag der Stadt um Obdachlose. Dem Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Senioren wird der Verband im Januar ein Konzept zur Neustrukturierung des Hilfsangebots vorlegen, das die neuen Maßnahmen vorstellt und eine Bestandsaufnahme der Leverkusener Obdachlosenhilfe liefert.

Einige Bewohner sind seit Jahren da

"Einige Nutzende, besonders betroffen sind hier psychisch kranke Menschen, befinden sich aufgrund ihrer vielfältigen Problematik, beziehungsweise mangelnder Alternativen, schon seit Jahren in der Notschlafstelle. Durch die Ausstattung und die räumlichen Gegebenheiten sollte sie jedoch lediglich als Notbehelf dienen", heißt es in dem Papier.

So will die Caritas die Situation verbessern: Die Zahl der Schlafplätze in der Unterkunft soll künftig reduziert werden, um die Zustände zu entschärfen. Bislang gibt es in dem Bunker sechs Betten für Frauen, aufgeteilt auf ein Doppelzimmer und eines mit vier Betten. Für Männer gibt es 36 Betten. Künftig sollen es noch drei Plätze für Frauen und 20 für Männer, jeweils in Einzelzimmern, sein. Angebote für Betreutes Wohnen sollen dafür ausgebaut werden. Geplant ist unter anderem ein spezielles Angebot für psychisch kranke, wohnungslose Menschen.

Zahl der Obdachlosen ist nicht genau zu beziffern

Wie viele Obdachlose es in Leverkusen gibt, ist nach Angaben der Caritas nicht genau zu beziffern, da nicht jeder Wohnungslose bei einer Behörde vorstellig werde. Die Grenzen zur Obdachlosigkeit seien oft schwammig. Zum Beispiel gebe es Menschen, die Dauerhaft bei Freunden wohnten, aber ohne eigene Adresse sind. Einen groben Richtwert liefert die Zahl der Einzelpersonen ohne feste Adresse in Leverkusen. 232 Menschen waren es im vergangenen Dezember nach Angaben der Stadt.

Der Tagestreff für Obdachlose an der Schulstraße in Wiesdorf bietet Obdachlosen eine Aufenthaltsmöglichkeit. Zusammen mit der Notschlafstelle haben Wohnungslose damit 24 Stunden am Tag die Möglichkeit, sich in geschlossenen Räumen aufzuwärmen. Besorgte Bürger könnten sich sowohl bei der Stadt (406-5001) als auch bei der Caritas (0214/830190) telefonisch melden, wenn sie einen hilflosen Obdachlosen — etwa bei Kälte — sehen. "Wir sind für Hinweise dankbar", lässt die Caritas wissen.

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