Kreisdechant Heinz-Peter Teller erzählt Wie das Osterei in die Kirche kam . . .

Leverkusen · Der Kreisdechant erzählt, wie und seit wann Eier das christliche Osterfest mitprägen – und wo man Hasen in der Kirche findet.

 Ostern ohne Osterei? Auch für Dechant Heinz-Peter Teller ist das undenkbar. Der Monsignore sucht zum Fest stets gekochte Eier, die Kinder zuvor am Altar versteckt haben.

Ostern ohne Osterei? Auch für Dechant Heinz-Peter Teller ist das undenkbar. Der Monsignore sucht zum Fest stets gekochte Eier, die Kinder zuvor am Altar versteckt haben.

Foto: Uwe Miserius

Der Kreisdechant erzählt, wie und seit wann Eier das christliche Osterfest mitprägen — und wo man Hasen in der Kirche findet.

Herr Dechant Teller, wo überall finden sich in der Bibel eigentlich Stellen, in denen Eier vorkommen?

Teller Ehrlich gesagt: Im Neuen Testament nirgends. Im Alten ist schon mal von Straußeneiern die Rede, wobei dann fast immer Aggressionen eine Rolle spielen. Der Strauß gilt in der Bibel als besonders aggressiv.

Wie kam das Osterei denn dann in die Kirche?

Teller Das ist noch gar nicht so lange her — im 19. Jahrhundert — und ist auf die Verschmelzung von christlichem Glauben und antiker Bildung zurückzuführen. In Griechenland etwa gibt es den Mythos vom Welten-Ei, das zum Dionysos-Kult und der Orphik gehört. Der Schöpfer schlüpft dort aus einem Ei, das somit zum Ursprung allen Lebens wird. Diese Sichtweise — das Ei als Zeichen des Lebens — fand im 19. Jahrhundert Eingang ins Christentum. Woran auch die Landwirtschaft Anteil hatte: das aus dem Ei schlüpfende Küken. In jedem Fall eignet sich das Ei für das Osterfest.

Warum?

Teller Ostern ist ein Geschehen, das man in der Regel nicht mit Fakten beschreibt, sondern mit Symbolen. Und das Ei ist ein herrliches Symbol für das Leben. Ich war vor einigen Jahren mal in Israel an jener Grabhöhle, in der Christus bestattet worden sein soll und aus der er dann auferstand. Dieser Raum kann gewissermaßen auch als eine Art Ei-Hülle verstanden werden, aus der neues Leben entsteht.

Und so fand das Ei zur Kirche . . .

Teller In der orthodoxen Kirche schenken sich die Menschen zu Ostern Eier, die sie dank einer komplizierten Ritztechnik mit einem Christusmotiv versehen haben. Das ist wirklich sehr kunstvoll.

Zu Russland gehören ja auch noch die berühmten Fabergé-Eier.

Teller Genau. Jene sündhaft teuren und mit Edelsteinen geschmückten Eier, mit denen Zar Nikolaus II. seine Ehefrau überhäufte — das war natürlich Geldverschwendung pur, aber hübsch anzusehen.

Zu Ostern gehört aber auch der Hase . . .

Teller (lacht) . . . ein heidnisches Fruchtbarkeitssymbol, das selbstverständlich auch Eingang in die Kirche gefunden hat. Schauen Sie sich beispielsweise mal das Hasenfenster im Dom zu Osnabrück an. Dort sehen Sie drei Hasen, die an einem Ohr zusammengewachsen sind — sie stehen für die Dreifaltigkeit. Die Kirchen sind voll von solchen Symbolen, es lohnt sich immer, mal genau hinzuschauen.

Kommen wir zu "Ihrer" Kirche St. Remigius. Werden dort zu Ostern denn auch Eier in irgendeiner Form eine Rolle spielen?

Teller Oh ja. Und zwar nicht nur symbolisch, sondern ganz konkret. Die Kinder machen sich jedes Jahr einen Spaß daraus, am Altar Eier zu verstecken. Und der Pfarrer muss sie dann suchen. Ich freue mich jetzt schon wieder darauf, nachzuschauen, während von hinten "kalt", "wärmer" oder "heiß" erschallt.

Essen Sie die Eier, die Sie finden, denn auch alle?

teller Um Himmels Willen. Ich bin, ehrlich gesagt, überhaupt nicht so der Fan von gekochten Eiern. Wenn ich es genau bedenke — so richtig reizen mich eigentlich vor allem Eier aus Marzipan.

PETER KORN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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