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Bayer 04 Wie blinde Fans auf ihre Kosten kommen

Leverkusen · Bei Bayer 04 gibt es seit langem schon Blindenreporter. Aber auch für sie hat Corona die Arbeit verändert. Sie dürfen bei Spielen nicht mit ins Stadion und müssen allein das kommentieren, was sie auf dem Bildschirm sehen.

 Björn Naß und Moritz Momo Obereme hatten in der Halbzeit kurz Zeit für ein Foto. Sie müssen die Spiele nun über das beschreiben, was sie auf dem Bildschirm sehen.

Björn Naß und Moritz Momo Obereme hatten in der Halbzeit kurz Zeit für ein Foto. Sie müssen die Spiele nun über das beschreiben, was sie auf dem Bildschirm sehen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Die Bundesliga hat als erste der großen Sportligen der Welt nach der langen Corona-Pause den Betrieb wieder aufgenommen und an den vergangenen drei Spieltagen mächtig an Schwung gewonnen. Auch Bayer 04 mischt im Kampf um die Plätze in der Königsklasse (und bei optimalem Verlauf vielleicht mehr) wieder mit.

Keine Fans in den Stadien bedeutet aber nicht nur für die Spieler auf dem Rasen neue Herausforderungen. Auch die Blindenreporter von Bayer 04, die bei jedem Heimspiel das Geschehen auf dem Platz für die Sehgeschwächten in allen Details beschreiben, dürfen nicht auf ihre angestammten Plätze. Weil ihnen die blinden Bayer-Fans aber ans Herz gewachsen sind, haben sie sich etwas überlegt: Live-Kommentar zum TV-Bild. Eine Idee, die gut ankommen sollte, gibt es hier doch auch im Jahr 2020 große Ungerechtigkeiten.

„Es war irgendwann abzusehen, dass die Bundesliga den Spielbetrieb ohne Zuschauer wiederaufnehmen würde“, sagt Blindenreporter Björn Naß. Das sei für sie als Team der Startschuss gewesen, sich etwas für all die blinden Bayer 04-Fans zu überlegen. Denn die sind am TV-Bildschirm gegenüber den sehenden Mitmenschen deutlich im Nachteil. Gerade die privaten Fernsehsender, auf denen die Bundesligaspiele übertragen werden, bieten keine Option für Blinde und damit keine Audiodeskription. „Da herrscht ein klarer Mangel“, kritisiert Naß etwas verärgert die Fernsehanstalten und -unternehmen – und nimmt sie in die Pflicht. Die, so sein Eindruck, gäben sich mit dem Einblenden von Untertiteln für Gehörlose zufrieden, der Service für Leute mit Handicap sei für sie damit abgeschlossen. Das gehe heutzutage eigentlich nicht mehr. Gleichwohl betonte Naß, er und seine Kollegen würden keineswegs eine Audiodeskreption anstreben, weil bei der (zum Beispiel bei den Öffentlich-Rechtlichen) alles beschrieben werde. Bei Bayer 04 wollen sie sich auf den Ball und das Spielgeschehen auf dem Feld konzentrieren.

Das allerdings gestaltetet sich ein ganzes Stück schwieriger als bei einem Live-Spiel im Stadion. Die Reporter sind auf das Fernsehbild und den Schnitt angewiesen, haben nicht den Weitblick, den sie im Normalfall haben. „Wir haben das ein wenig trainiert“, berichtet Naß. So versuchten sich der 38-Jährige und seine Kollegen von möglichen Schnitten weg vom Ball nicht stark beeinflussen zu lassen und sie zu überspielen.

Ergebnis: So wie die Jungs von Trainer Peter Bosz ihr Handwerk nicht verlernt haben, geht es auch den Reportern vor dem TV-Bildschirm. Beim Spiel gegen Werder Bremen vergangene Woche Montag hatte die Variante ihre Premiere, die durch einen Stream im Internet 50 blinde Bayer-Fans erreichte.

Ob Auswärtsspiele in Zukunft weiter auf diese Weise übertragen werden, steht derweil noch in den Sternen. Klar ist nur, dass ein Erfolg der Idee nicht an Zahlen geknüpft ist, auch wenn sich Bayer 04-Fanbeauftragter Andreas „Paffi“ Paffrath über die Anzahl der Zuhörer sehr gefreut hat und anmerkt: „Das ist ein gutes Ergebnis.“

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