A1-Rheinbrücke Leverkusen Wenn der 40-Tonner im Kofferraum steht

Leverkusen · Fast 80 Prozent der Fahrer missachten die 60 km/h auf der A1-Brücke. Wer korrekt fährt, wird bedrängt, vor allem von Lkws. Die geplante Montage von Radaranlagen auf der Leverkusener Rheinbrücke löst bei den Autofahrern unterschiedlichste Reaktionen aus.

 Mächtig groß werden Lkw, wenn der drängelnde Fahrer den Vordermann nötigt. Verständnis für das Tempolimit entwickeln die meisten Fahrer nicht, weil sie auch gar nicht ahnen können, was sie mit ihrem "Rasen" anrichten. Die uneinsichtigen Lkw-Fahrer können eine Sperrung der Rheinbrücke provozieren.

Mächtig groß werden Lkw, wenn der drängelnde Fahrer den Vordermann nötigt. Verständnis für das Tempolimit entwickeln die meisten Fahrer nicht, weil sie auch gar nicht ahnen können, was sie mit ihrem "Rasen" anrichten. Die uneinsichtigen Lkw-Fahrer können eine Sperrung der Rheinbrücke provozieren.

Foto: Uwe Miserius

Fast 80 Prozent der Fahrer missachten die 60 km/h auf der A1-Brücke. Wer korrekt fährt, wird bedrängt, vor allem von Lkws. Die geplante Montage von Radaranlagen auf der Leverkusener Rheinbrücke löst bei den Autofahrern unterschiedlichste Reaktionen aus.

Reflexartig schimpfen einige: "Alles Abzocke, toll wie die Stadt Leverkusen ihre Kasse füllen kann." Andere Leser kommentieren die Entwicklung differenzierter und stufen die Tempodrosselung als vernünftig ein. Sie soll nach Angaben der Landesbehörde verhindern, dass sich die Schäden an der Stahlbrücke vergrößern. Zur Überwachung muss die Stadt die "Starenkästen" aufstellen.

Natürlich kennen wir die Situation auf der Brücke genau. Wir haben am Montag aber trotzdem den gezielten Selbsttest gemacht und sind superkorrekt über die Rheinbrücke und die Brücken im Zug der A3/Leverkusener Autobahnkreuz gefahren (auch dort gilt wegen Brückenschäden 60 km/h).

Der Test verlangte teils starke Nerven. Speziell auf der Rheinbrücke. Hier müssen alle Fahrer runter vom Gas — auf langen 1000 Metern. Die meisten Pkw-Fahrer ignorieren das Limit, bleiben stur bei 80 km/h und mehr. Unser Testteam rollte vorsichtshalber auf der rechten Spur, ließ die "Pkw- und Kleinlaster-Raser" auf zwei Spuren links vorbei.

Diese Ausweichmöglichkeit haben die Lastwagenlenker wegen des Überholverbots nicht. Viele Lkw-Fahrer hielten zumindest von unserem Testwagen einen Achtungsabstand, der sich blitzschnell vergrößerte, wenn die Fahrer die Kameralinse des RP-Fotografen im Heckfenster registrierten. Anderen Lasterfahrern riss irgendwann die Geduld, sie fuhren zentimeternah auf, ließen die Lichthupe aufblitzen. Noch vor Ende der 60 km/h-Strecke scherte ein Kieslaster-Fahrer aus Bergheim ruckartig aus, gab dem 40-Tonner-Diesel die Sporen und zog vorbei. Dieses Manöver hätte wohl auch gern der Fahrer des Wohnwagengespannes gemacht, der offenbar überhaupt nicht verstand, warum er auf der A3 im Leverkusener Kreuz für wenige hundert Meter 60 km/h fahren sollte.

Und genau darin liegt ein Problem: Die meisten Autofahrer verstehen die Begründung für die Tempolimits nicht. "Brückenschäden" als Hinweis hilft wenig. Auch die rätselhafte Information an der Rheinbrücke "Arbeiten im Hohlkörper" erklärt dem Lkw-Fahrer nicht, dass er mit seinem schweren Fahrzeug möglicherweise die Reparaturarbeiten der Schweißer im Brückeninneren behindert oder gleich neue Risse produziert. Ein Schild vor der A1-Brücke (Fahrtrichtung Köln), nahe A59-Abfahrt, wirkt in diesem Zusammenhang wie ein Witz: "Achtung Radarkontrolle" ist (wegen der ungültigen 100 km/h) durchgekreuzt, signalisiert jetzt aber eher: "Keine Gefahr durch Blitzer". Problematisch zudem: Das Tempolimit gilt auch dann noch, wenn es längst keine Baustellenmarkierung mehr gibt. Wer sich in diesem normalen Autobahnbereich an 60 km/h, wird fast von der Bahn geschoben. Der Gruß der Autobahnbehörde "Wir danken für Ihr Verständnis" stößt bestimmt auf wenig Gegenliebe.

Unsere Testmomentaufnahme bestätigt, was viele Brückennutzer täglich erleben: Tempolimit und Markierungen interpretieren die meisten Autofahrer "bestenfalls als Empfehlung". Die Temposünder haben die Radarkästen geradezu "erbettelt".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort