Leverkusen Wegen Trend zum Studium bleiben zu viele Ausbildungsplätze offen

Leverkusen · Bewerber in Leverkusen für einen Ausbildungsplatz haben gute Chancen, diesen auch zu bekommen. Denn der Rückgang der Bewerberzahlen setzt sich fort. Dies ergibt ein gemeinsamer Bericht der IHK Köln, der Arbeitsagentur Bergisch Gladbach und der Kreishandwerkerschaft. In Zahlen liest sich das für Leverkusen so: 1198 Berufsausbildungsstellen wurden dem Arbeitsamt bis zum 30. September gemeldet. Das sind rund 35,7 Prozent mehr als im Vorjahr. 1107 Bewerber bemühten sich um eine dieser Stellen. Dies sind 3,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Und 55 Ausbildungsstellen haben noch keinen Lehrling gefunden - eine Steigerung von 77,1 Prozent.

 Stefan Krause, Chef des Arbeitsamtes, stellte Zahlen vor.

Stefan Krause, Chef des Arbeitsamtes, stellte Zahlen vor.

Foto: Arbeitsagentur

Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach, kennt die Gründe: "Das strukturelle Ungleichgewicht am Ausbildungsmarkt stellt uns vor Herausforderungen. Für gut qualifizierte Bewerber gibt es zu wenige Ausbildungsplätze, die ihren Neigungen und Interessen entsprechen. Hier ist häufig ein Studium die Alternative. Ausbildungsberufe, die ein hohes schulisches Wissen erfordern - wie der Elektrobereich - sind für diese Gruppe weniger attraktiv." Um dem entgegenzuwirken, weist Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, jetzt darauf hin, dass die Handwerker jede Möglichkeit nutzen sollten, sich und ihre Ausbildungsangebote sichtbar zu machen. Dazu können auch kleinere Betriebe beitragen, indem sie in Kooperation mit den Schulen vor Ort Berufsfelderkundungen anbieten, um frühzeitig potenzielle Praktikanten und Auszubildende ihrer Region zu erreichen. Nur nicht nachlassen, das sei die Botschaft für das Ausbildungsjahr 2017.

Christopher Meier, Geschäftsführer für Aus- und Weiterbildung der IHK Köln mahnt, dass die steigende Akademisierung und der demografische Wandel sich stark bemerkbar machen werden. "Eine klassische Berufsausbildung steht heute nicht mehr oben auf dem Wunschzettel junger Leute", sagt er. "Vielmehr gibt es einen unübersehbaren Trend zum Hochschulstudium. Das ist aber nicht für jeden jungen Menschen die richtige Wahl. Die sehr hohen Abbruchquoten an den Hochschulen belegen dies."

Es sei dringend Zeit, diesen Trend mit systematischer, flächendeckender und betriebsnaher Berufsorientierung umzukehren, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und den jungen Leuten eine sichere Zukunftsperspektive zu bieten. "Zu viele der Schulabgänger sind nicht hinreichend auf das vorbereitet, was nach der Schule kommt - weder aufs Studium, noch auf die Möglichkeiten, die ihnen die duale Ausbildung bietet", betont Meier. Hunderte von Ausbildungsplätzen blieben so in diesem Jahr alleine in der Region Köln unbesetzt.

(hawk)
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