Leverkusen Warum verhinderte niemand die Nazis?

Leverkusen · Warum hat denn niemand versucht, die Gräueltaten der Nazis zu verhindern? Die Frage der amerikanischen Schüler ist nicht neu und sie wird auch am Ende nicht wirklich beantwortet.

 Der Literaturkursus des Lise-Meitner-Gymnasiums hat jetzt die Theaterfassung vom Buch "Die Welle" aufgeführt.

Der Literaturkursus des Lise-Meitner-Gymnasiums hat jetzt die Theaterfassung vom Buch "Die Welle" aufgeführt.

Foto: uwe Miserius

Immerhin kann Lehrer Ben Ross mit seinem Experiment das Phänomen Massenfanatismus vermitteln. Seit vielen Jahren gehört "Die Welle" von Reinhold Tritt zur Pflichtlektüre in Schulen. Der Literaturkurs des Lise-Meitner-Gymnasiums hat die Theaterfassung gestern zur Buchwoche "Levliest" aufgeführt.

Es war der Wunsch der Schüler, versichert Lehrerin und Regisseurin Hildegard Hombach. Die Begründung wird im Programmheft geliefert. Die Machtergreifung Hitlers liegt 80 Jahre zurück und im Sommer wird 90-jähriges Schuljubiläum gefeiert. Da passte ein Stück, das nicht nur in einer Schule spielt, sondern auch thematisiert, dass Jugendliche in der Findungsphase besonders anfällig für Manipulation sind. Der Lehrer im Stück will seiner Klasse mit seinem Experiment nur beweisen, dass der Stoff des Geschichtsunterrichts nicht Schnee von gestern ist, sondern dass Gruppenphänomene grundsätzlich funtionieren.

Wie anfällig seine Schüler dafür sind, hat er nicht geahnt. Die 14 Darsteller auf der Bühne "Lise" geben sich anfangs betont lässig und unerzogen, umso deutlicher wird so die Veränderung, nachdem sie sich alle zur Gemeinschaft "Die Welle" bekennen. Mit wachsender Begeisterung und völlig unkritisch, wenn man mal von der Herausgeberin der Schülerzeitung absieht, die das veränderte Verhalten der Klasse kritisch sieht. Eine Bewegung braucht Name, Uniform, Erkennungsgeste, Ausweis und Parolen.

Und so wird auch deutlich, wer dazu gehört und wer als Außenseiter gilt, deswegen hat der Kurs dem allen viel Bedeutung beigemessen und sogar Einheits-Polos mit Wellen-Emblem angeschafft. Das Drehbuch springt nach relativ kurzen Szenen zwischen drei Handlungsorten hin und her, die alle in der hinteren Bühnenmitte platziert sind, was häufige Umbaupausen erfordert. Dabei ließen sich auf der überbreiten vorderen Bühne mühelos die Handlungsorte einrichten.

Dort dürften aber keine Requisiten stehen, erklärt die Lehrerin, weil dies die Rettungswege zu den vorderen Türen sind. "Wir sind froh, das Pädagogische Zentrum mit entsprechenden Auflagen in diesem Schuljahr überhaupt nutzen zu können",. sagt der stellvertretende Schulleiter Dr. Siegfried Feldmar. Tatsächlich war das Zentrum nach einer Brandschutzbegehung zunächst ganz gesperrt worden. Man suche jetzt nach einer Lösung für die Zukunft, sagt Dezernent Marc Adomat.

"Die Welle" wird nochmals am 29. und 30. April, jeweils um 19.30 Uhr im Lise-Meitner-Gymnasium aufgeführt. Eintritt 5, ermäßigt 2,50 Euro.

(mkl)
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