Leverkusen Wallfahrtsablass von 1777 in St. Andreas entdeckt

Leverkusen · Weil der Kirchenvorstand nun die historischen Dokumente der Gemeinde sichten ließ, kamen echte Schätze ans Licht.

 Norbert Hölzer, Pfarrer Heinz Zöller und Professor Reimund Haas warfen am Sonntag einen Blick ins Findbuch und in historische Dokumente der Gemeinde. "Viele Gemeinden wissen gar nichts von ihren Schätzen", sagt Haas.

Norbert Hölzer, Pfarrer Heinz Zöller und Professor Reimund Haas warfen am Sonntag einen Blick ins Findbuch und in historische Dokumente der Gemeinde. "Viele Gemeinden wissen gar nichts von ihren Schätzen", sagt Haas.

Foto: Uwe Miserius

Welchen "Schatz" aus der Ortskirchengeschichte die älteste Leverkusener Pfarrgemeinde Sankt Andreas bei sich beherbergte, war wohl im Laufe der Jahre in Vergessenheit geraten. Nur so lässt sich erklären, dass Professor Reimund Haas vom Historischen Archiv des Erzbistums Köln erst jetzt ein kostbares Original-Papier mit einem so genannten "Wallfahrts-Ablass" aus dem Jahr 1777 ans Tageslicht befördern konnte. Darin sicherte Papst Pius XI. jedem Teilnehmer der Gezelin-Wallfahrt zu, dass seine Sünden vergeben werden.

Zu den weiteren Kostbarkeiten gehörten auch Notenblätter des bedeutenden Schlebuscher Heimatschriftstellers und Volksliedforschers Zuccalmaglio. "Viele Pfarreien wissen nichts von ihren Schätzen", vermochte der Spezialist aus 40-jähriger Berufserfahrung zu sagen.

Dass die wertvollen Besitztümer jetzt in Schlebusch überhaupt entdeckt wurden, ist der Tatsache zu verdanken, dass das Diözesanarchiv im Erzbistum Köln den Anstoß dazu gab, sämtliche Trau- und Taufbücher aus Datenschutzgründen zu digitalisieren und anschließend zentral zu verwalten. Daraufhin beschlossen der Kirchenvorstand von St. Andreas und der Vorsitzende des Katholikenrates, Norbert Hölzer, das geschichtliche Erbe gänzlich zu sichern und überdies die Gelegenheit zur Durchsicht sämtlicher historischer Dokumente zu nutzen. Mit dieser Aufgabe wurde das historische Archiv des Erzbistums betraut, das wiederum mit der Spezialfirma "history today" zusammenarbeitete. Die Kosten bezifferte Haas in fünfstelliger Höhe. Diesen Betrag muss die Gemeinde aufbringen, erhält aber auch Kirchensteuern zurück. Insgesamt zwei Monate hat sich die Firma durch den gesamten Aktenberg gearbeitet: 500 Akten wurden am Ende aussortiert, 1244 blieben übrig. Dann wurde jedes einzelne Dokument beschrieben, katalogisiert, mit Nummer und Jahreszahl in das sogenannte "Findbuch" eingetragen. Dieses blaue, unscheinbare Buch im DIN-A-4-Format überreichte der Professor am Sonntag während des Gottesdienstes. Dessen Inhalt sei "wie der Schlüssel zum Tresor des Pfarrarchivs", betonte der Professor und zog den Vergleich mit einem "Datenspeicher für die Ortsgeschichte", die für Heimat- und Ahnenforscher gleichermaßen interessant sein dürfte.

Je ein Exemplar wird in Pfarrei, Diözesan- und Stadtarchiv aufgehoben und kann auf Wunsch dort eingesehen werden.

Für Haas war die Übergabe eine seiner letzten Amtshandlungen vor dem Ruhestand. Er wird der Gemeinde weiterhin verbunden bleiben, da Ehefrau Ulrike in Schlebusch geboren wurde.

(RP)
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