Hauptversammlung Vorstand spricht von Schicksalstag für Biofrontera

Leverkusen · Professor Hermann Lübbert sprach von einem Schicksalstag für die junge Leverkusener Pharma-Firma Biofrontera. Und ähnlich bedeutungsschwanger ging es Mittwoch über Stunden weiter im Forum, wo sich die Aktionäre zur Hauptversammlung trafen.

 Zwei Großaktionäre kämpfen um weitere Biofrontera-Aktien von Kleinanlegern.

Zwei Großaktionäre kämpfen um weitere Biofrontera-Aktien von Kleinanlegern.

Foto: Schütz, Ulrich (us)

Einer, in der es um die Frage ging: Maruho oder Deutsche Balaton? Beide Unternehmen sind Großaktionäre bei Biofrontera, beide  haben ein Angebot an die Aktionäre unterbreitet – Maruho will durch Aktienzukauf (zahlt 7,20 Euro pro Stück) den Biofrontera-Anteil auf knapp 30 Prozent aufstocken; die Deutsche Balaton will 500.000 Aktien für acht Euro/Stück kaufen, hält jetzt schon nach Angaben ihres Aufsichtsratschefs Wilhelm K. T. Zours 28 Prozent.

Beide Seiten hielten am Mittwoch Brandreden. Wobei die Aufteilung in Gut und Böse vorab klar war. Biofrontera-Vorstand und Mitarbeiter stellen sich auf die Seite Maruhos. Mit dem japanischen Pharma-Unternehmen läuft bereits eine Kooperation, die ausgebaut werden soll. „Maruho ist unser wichtigster strategischer Partner“, sagte Lübbert. Biofrontera wolle die Potenziale seiner Produkte  so schnell wie möglich nutzen, dazu brauche es die finanzielle Unterstützung, „von einem strategischen Partner, der nicht an allem partizipieren will“. Oder wie Finanzvorstand Thomas Schaffer betonte: „Maruho geht es nicht darum, das Steuer an sich zu reißen.“ Der Vorstand der Biofrontera will seine Aktien „in der derzeitigen Ausnahmesituation“ an Maruho geben und später zurückkaufen. Mitarbeiter drohen  in einem Brief mit einer Kündigungswelle, „die uns als Vorstand besorgt. Dann ginge Know-how verloren. Die Mitarbeiter haben zu 100 Prozent unterschrieben“, sagte Schaffer. Es drohten „existenzgefährdende massenhafte Abwanderungen von Mitarbeitern. Ich weiß nicht, wie wir das ohne Schaden zu nehmen, überstehen sollten“, ergänzte Lübbert.

Die Deutsche Balaton hingegen  wolle Biofrontera zum Spekulationsobjekt machen, zum Spielball  des Interesses eines einzigen Aktionärs, der versuche, Vorstand und Aufsichtsrat mit eigenen Leuten zu besetzen. Dies könne nicht im Sinne der Zukunft von Biofrontera sein. Ein deutlicher Appell.  Den auch die Sprecherin von Maruho in aller Deutlichkeit aufgriff. Zours agiere wie ein absolutistischer Alleinherrscher, wende destruktive Methoden eines aktivistischen Investors an.

Wilhelm Zours ließ sich davon nicht beeindrucken, attestierte Maruho Ähnliches und betonte, dieser Tag sei eben kein Schicksalstag. „Es steht heute keine Übernahme der Biofrontera durch Balaton ins Haus.“ Man sei mit dem industriellen Konzept des Leverkusener Unternehmens zufrieden, mit dessen Kapitalmarkt-Kenntnissen nicht. Zours hatte zahlreiche Ergänzungs- und Gegenanträge gestellt – etwa auf Nichtentlastung von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern, so dass die Tagesordnung von fünf auf 15 Punkte anwuchs. Dementsprechend groß war der Redewunsch der Aktionäre. Die Rednerliste wurde erst am Abend geschlossen.

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