Leverkusen Vorsicht vor Kanal-Haien

Leverkusen · Die Betrüger bieten an der Haustür vermeintlich günstige Dichtheitsprüfungen und Sanierungen an. Ihre Opfer erstatten viel zu oft keine Anzeige. In einem Flyer geben die Technischen Betriebe jetzt Tipps, wie man sich schützt.

 Die TBL warnt vor Betrügern.

Die TBL warnt vor Betrügern.

Foto: TBL

Damit Reinhard Gerlich, Chef der Technischen Betriebe Leverkusen (TBL), weiß, wovon er spricht, hat er selbst organisiert. Und zwar die Dichtheitsprüfung der privaten Abwasserkanäle in seiner Nachbarschaft. Die muss jeder Hauseigentümer bis zum 31. Dezember 2015 gemacht haben. Das Ergebnis: "Von 25 Häusern war nur eins dabei, dessen Kanal okay war. Alle anderen mussten sanieren. Das hätte ich nicht gedacht."

95 Prozent der Kanäle sind marode

Marcus Otto schon. Der Vize-Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land weiß: "95 Prozent der privaten Abwasserkanäle sind marode." Und da jede Sanierung Geld kostet, ruft sie sogenannte "Kanal-Haie" auf den Plan. TBL-Mitarbeiterin Kerstin Dörre kann davon ein (Klage)Lied singen. "Bei mir rufen immer wieder Leute an, die abgezockt wurden. Die haben bis zu 10 000 Euro gezahlt, gemacht wurde nichts. Oder das falsche."

Und so läuft der Betrug: Die Kanal-Haie gehen von Haustür zu Haustür, bieten eine vermeintlich kostengünstige Überprüfung des Kanals an. Als Beweis, dass sie mit einer Kamera durch den Kanal gefahren sind und welche Schäden sie dabei gesehen haben, geben sie ihren Opfern eine CD oder DVD. "Das ist in vielen Fällen ein und derselbe Film", weiß Otto.

Ein Zertifikat, mit dem der Hauseigentümer gegenüber den TBL die Prüfung beweisen muss, erhalten die Bewohner nicht. "Die Dunkelziffer der Opfer ist sehr hoch", sagt Uwe Bredthauer. Er ist bei der Polizei Köln zuständig für die Kriminalitätsvorbeugung.

Bredthauer weiß: "Die meisten Opfer schämen sich, dass sie auf Betrüger hereingefallen sind und erstatten keine Anzeige." Das schnelle Einschalten der Polizei sei aber wichtig — die Firmen änderten oft ihren Namen und man komme nicht mehr an sie heran.

Kreishandwerkerschafts-Chef Otto wirbt in diesem Zusammenhang für eine sogenannte Empfehlungsliste, in der von der Vereinigung zertifizierte Handwerker verzeichnet sind. "Sollten die Mist bauen, haben wir eine Schiedsstelle, bei der die Sache schnell geklärt werden kann." Wichtig sei vor allem, niemals ein Geschäft an der Haustür abzuschließen und immer eine zweite Meinung einzuholen.

Zum Thema Kanalsanierung gibt es einmal pro Monat eine öffentliche Info-Veranstaltung bei den TBL (Borsigstraße 15). Anmeldungen unter 0214 040606601.

Service-Hotline zum Thema Kanal-Haie bei den TBL: 0214 406-6661

(RP)
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