Leverkusen Von Todeswünschen hatte die Mutter nicht gesprochen

Leverkusen · Was der Familie nahestehende Bekannte bereits geschildert hatten, wurde von weiteren Zeugen, die gestern vor der 5. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts aussagten, bestätigt. Gleich mehrere Pflegekräfte, die das in Lützenkirchen wohnende Rentnerehepaar zuletzt betreut hatten, machten Angaben wie "die Stimmung war belastet", "alle fühlten sich überfordert", "genervt" oder einfach nur "traurig".

In diesem Stimmungsumfeld ereignete sich die Straftat - ein Sohn soll die schwer kranke Mutter erdrosselt haben. Offensichtlich wollte einer der beiden Söhne, der Angeklagte, "reinen Tisch" machen, nachdem kurz zuvor der Vater nach längerer schwerer Krankheit verstorben war. Er wollte seiner Mutter eine ebensolche Qual ersparen, wie sie zuvor sein Vater durchgemacht habe. Das hatte der Angeklagte zuvor bereits in seiner Einlassung zum Ausdruck gebracht. Die Hausärztin des Ehepaares, die nach Einschätzung der Medizinerin eher wie Fremde nebeneinander gelebt hätten, wie in einer "Zwangs-WG", erkannte einen "rauen Ton". Eine Pflegerin habe die Mutter als "herrisch" bezeichnet. Allerdings: Am Abend vor der Tat sei die Stimmung auch nicht anders gewesen als sonst. Hinweise auf das Drama wenige Stunden später habe es nicht gegeben, so eine Pflegerin.

Die Hausärztin bestätigte die schwere Krankheit der Mutter, die bei ihr auch manische Phasen und manchmal Angstzustände erkannte. Allerdings habe die Frau, die nach Rhythmusstörungen des Herzens einen Schrittmacher erhielt und pflegebedürftig war, nie davon gesprochen, dass sie sterben wolle. Zugleich war sie laut, schrill und manchmal aufgeregt. Bei dem Tod ihres Mannes will sie indes keine Trauer erkannt haben. Sie soll gesagt haben: "Es ist das Beste, was passiert ist." Dem Sohn war es am Tag der Beerdigung des Vater wichtiger gewesen, zuhause zu bleiben, weil just an diesem Tag das Pflegebett des Vaters abgeholt wurde.

(RP)
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