Leverkusen Volksbank sauer auf Ministerin

Leverkusen · Mit ihrem Vorhaben, verdeckte Ermittler in Banken zu schicken, erweckt Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner bei Volksbankvorstand Hans-Jörg Schaefer Missfallen: "Sie rückt uns so in die Näher der organisierten Kriminalität."

Ilse Aigner, Bundesverbraucherschutzministerin, hat es sich bei Volksbankchef Hans-Jörg Schaefer verscherzt, seit sie angekündigt hat, sie wolle verdeckte Ermittler in Banken entsenden, die die Qualität der Beratungen unter die Lupe nehmen sollen.

"Wir haben uns erlaubt, einmal in der Rechtsprechung nachzusehen, wo man sonst verdeckte Ermittler hinschickt", berichtete Hans-Jörg Schäfer bei der Vorstellung der Bilanzzahlen der Volksbank Rhein-Wupper. "Da heißt es in der Strafprozessordnung: Verdeckte Ermittler dürfen zur Aufklärung von Straftaten eingesetzt werden, wenn zureichende tatsächliche Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass eine Straftat von erheblicher Bedeutung begangen worden ist", zitierte Schaefer.

Richtlinie ist Schwächung

"Mithin rückt Frau Aigner also Mitarbeiter auch der Genossenschaftsbanken in die Nähe der organisierten Kriminalität. An diesen Pranger lassen wir uns nicht stellen." Die Volksbank samt ihrer Mitarbeiter stehe für seriöse Beratung. "Unser Geschäftsmodell beinhaltet einen effizienten Verbraucherschutz. Wenn wir auf schnellen Profit bedacht wären und Leute in Hochrisikoanlagen schickten, gäbe es uns morgen schon nicht mehr."

Überhaupt stoßen aktuelle politische Richtungen Hans-Jörg Schaefer eher bitter auf: Etwa die Einlagensicherungsrichtlinie aus Brüssel, die derzeit eine Sicherung von 100 000 Euro pro Kunde vorsieht: "Bei der Volksbank ist sie unbegrenzt, da wir Institutsschutz haben", erläuterte Vorstandsmitglied Alexander Litz. "Diese Richtlinie wäre eine Schwächung der bewährten Systeme der Genossenschaftsbanken.

Als problematisch empfindet der Vorstand der Volksbank Rhein-Wupper auch die angedachte Bankenabgabe. Sie sei weder fair noch sachgerecht, denn die Volksbanken hätten die Krise weder verursacht noch staatliche Hilfen in Anspruch genommen. Nun sollten sie für etwas zahlen, was sie nicht in Anspruch nehmen würden. Und dass das Bundeskartellamt angekündigt hat, die Gebühren für die Fremdabhebung am Automaten (bei der Volksbank zahlt der Fremdabheber ebenso wie bei der Sparkasse Leverkusen 3,50 Euro, was ihm vor dem Abheben angezeigt wird), missfällt Schaefer und Litz ebenso.

"Wir müssen unsere Daten offenlegen, damit Kunden von Direktbanken, die weder ein Filial- noch ein Geldautomatennetz betreiben, nicht zu viel bezahlen. Es hindert doch niemand die Direktbanken daran, für ihre Kunden auch Automaten aufzustellen", empörte sich Schaefer.

Bilanz im Lot

Trotz der scharfen Kritik an der Politik, auf die der Volksbankvorstand bei der Bilanzvorstellung einen Schwerpunkt legte, sind die Zahlen aus 2010 für die Bank (92 Vollzeit-, 29 Teilzeitkräfte, elf Azubis, 11046 Mitglieder) erfreulich: Die Bilanzsumme legte um 5,1 Prozent auf 499 Millionen Euro zu, im Kreditgeschäft entwickelte sich das Kundenvolumen um knapp fünf Prozent auf 397 Millionen Euro. Litz: "Es gibt bei uns keine Kreditklemme." Auch die Einlagen, vor allem kurzfristige wie Tagesgeld, legten 2010 kräftig zu, nämlich um 20 Millionen auf 419 Millionen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort