Leverkusen Viel Beifall für Bachs Matthäus-Passion

Leverkusen · Der BachChor Leverkusen begeisterte jetzt im Forum mit einer intensiven Aufführung von Bachs Matthäus-Passion.

Seit seiner Wiedererweckung durch Felix Mendelssohn Bartholdy im Frühjahr 1829 hat Bachs Oratorium über das Leiden und Sterben Jesu den ihm gebührenden Rang in der Musikgeschichte.

Nicht zuletzt wegen dieser Matthäuspassion sah der gerade verstorbene Nikolaus Harnoncourt in Johann Sebastian Bach einen fünften Evangelisten. So wie der Thomaskantor hat keiner nach ihm die Höhen und Tiefen an Jesu letztem Lebenstag ausgelotet. Was er ergründet und musikalisch aufbereitet hat, fesselt die Zuhörer, stellt sie mitten in das Karfreitags-Geschehen hinein. Das ist Verkündigung, die ihre Wirkung durch Bachs Musik nicht verfehlt. Diese Passion stellt deshalb an die Ausführenden große Anforderungen. Zwei Chören, zwei Orchestern und fünf Solisten hat Bach schwierige Aufgaben zugeteilt. Chorsänger verkörpern mal wütendes Volk in rasanten Turbachören, mal mitfühlende Christenmenschen in eindringlichen Chorälen.

Im Forum wurde diese Dopplung gleich deutlich. Der BachChor nahm in zwei getrennten Gestühlen mit je über 50 Stimmen Platz. Davor die getrennten Orchester, dazwischen das Orgelpositiv. Schließlich das Pult des Dirigenten, von dem aus Michael Porr die große Schar sicher durchs Bach'sche Notengeflecht führte.

Sein engster Mitstreiter in der sehr dichten Aufführung war der Evangelist, dem Tenor Corby Welch eine prächtige und wandlungsvolle Stimme gab. Corby war nicht einfach der Erzähler der Geschichte. Vielmehr ließ er Emotionen packend in seine Darstellung fließen, lieferte so den hochdramatischen Faden der Aufführung. Stefan Adam gab Jesus mit kraftvollem Bass eine große Stimme, die auch Wut über die schlafenden Jünger plausibel machte. Sopranistin Natali Buck sang mit makellosen Höhen ihre Rezitative und Arien, ebenso wie die ausgezeichnete Altistin Marion Eckstein. Bassist Harald Martini lieh Judas seine ausdrucksvolle Stimme, sang mit Bravour seine Arien.

Die Duisburger Philharmoniker überzeugten auf ganzer Linie, herausragend ihre Holzbläser bei den verschiedenen Solo-Begleitungen und die Violin-Soli der beiden Konzertmeister.

Der BachChor war bestens vorbereitet, wurde seinen wechselnden Rollen durch schnelles Umschalten gerecht. Vom Eingangs- bis zum Schlusschor war kein Nachlassen der Spannung und der stimmlichen Kräfte zu verzeichnen. Im Eingangschor sangen Kinder vom Prima-Vista-Chor der Musikschule und vom Jugendchor der Bielertkirche das 'O Lamm Gottes unschuldig'.

Lange ließ Michael Porr die Arme nach dem letzten Akkord nicht sinken, das Publikum verstand und wartete, bevor es aufstand und den Ausführenden mit Ovationen für ein ergreifendes Musikerlebnis dankte.

(hs)
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