Leverkusen Verunsicherung am Bahnübergang Sandstraße

Leverkusen · Das Eingreifen zweier 16-Jähriger, die Autofahrer in Grevenbroich an einem geöffneten Bahnübergang vor einem herannahenden Zug warnten, hat auch in Leverkusen zu einer Diskussion um die Sicherheit an solchen Stellen geführt.

 Die Bahnübergänge – auch mit Halbschranken wie hier am Übergang Sandstraße – seien sicher, betonen Bahn und eine Verkehrspsychologin. Gefährlich werden könne es, wenn Autofahrer die Schranken zu umfahren versuchen.

Die Bahnübergänge – auch mit Halbschranken wie hier am Übergang Sandstraße – seien sicher, betonen Bahn und eine Verkehrspsychologin. Gefährlich werden könne es, wenn Autofahrer die Schranken zu umfahren versuchen.

Foto: RM (Archiv)

Norbert Schneider nutzt den Bahnübergang an der Sandstraße zweimal am Tag. Wenn er mit seinem Ford über die kreuzenden Schienen zwischen Opladen und Leichlingen rumpelt, hat er sich bisher nie Gedanken um seine Sicherheit gemacht. Seit gestern ist das anders. "Da bin ich am Morgen mit einem richtig mulmigen Gefühl auf den Übergang zugefahren", sagt er: "Und ich war wirklich froh, als ich wieder weg war."

Schneider ist nicht der Einzige, dem es gestern so erging. Der Fall zweier 16-Jähriger, die Autofahrer in Grevenbroich an einem geöffneten Bahnübergang vor einem herannahenden Zug warnten, hat auch in Leverkusen so manchen Verkehrsteilnehmer gestern etwas aufmerksamer über Bahnübergänge steuern lassen.

"Sich dort besonders in Acht zu nehmen, ist eigentlich ein sehr gutes und normales Verhalten, das aber leider in aller Regel nur wenige Tage anhält", sagt Petra Schulz-Ruckriegel. Die Diplom-Psychologin leitet bei der Prüfgesellschaft Dekra die Begutachtungsstelle für Fahreignung, die auch in der Wiesdorfer Fußgängerzone ein Büro besitzt. Sie weiß aus mehr als 20-jähriger Berufserfahrung, dass die Aufmerksamkeit kurz nach einem Bericht über einen Gefahrenmoment bei vielen deutlich ansteigt: "Doch nach wenigen Tagen setzen dann die üblichen Verdrängungsmechanismen ein", berichtet sie.

Im konkreten Fall der Leverkusener Bahnübergänge kann sich Petra Schulz-Ruckriegel aber auch an keinen einzigen wirklichen Unfall oder Zwischenfall in ihrer beruflichen Tätigkeit in den vergangenen zwei Jahrzehnten erinnern. "Diese Übergänge sind wohl wirklich sicher."

Eine Aussage, die Dirk Pohlmann gerne hören dürfte. Der Bahnsprecher für NRW war gestern den ganzen Tag über bemüht, Anfragen zur Sicherheit an Bahnübergängen zu beantworten. Auch für Leverkusen betonte er: "Gerade durch das elektronische Stellwerk hat sich die Sicherheit noch einmal deutlich erhöht", weil der Faktor Mensch nicht mehr so ausschlaggebend sei wie früher bei den Schrankenwärtern.

Immerhin sei es ja auch ein menschlicher Fehler gewesen, der in Grevenbroich zur Beinahe-Begegnung von Zug und Autos geführt habe. Ein Mitarbeiter des Stellwerks hatte den Zug auf eine falsche Strecke geschickt. Ein elektronisches Signal stoppte ihn jedoch vor dem geöffneten Bahnübergang, den die Jugendlichen gerade sicherten.

Als weitaus problematischer empfinden sowohl die Bahn als auch die Verkehrspsychologin Verkehrsteilnehmer, die versuchen, trotz geschlossener Halbschranken den Bahnübergang zu überqueren, weil ihnen die Wartezeit zu lang wird — "ganz nach dem Motto: Ich hab die Situation im Griff", sagt Psychologin Schulz-Ruckriegel. Das könne sich allerdings als wirklich gefährlicher Irrtum erweisen.

(RP)
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