Leverkusen Verstecktes Naturparadies Gronenborn

Leverkusen · Vom Menschen fast unbemerkt hat sich an den Gronenborner Teichen eine Tier- und Pflanzenwelt von ungeahnter Vielfalt entwickelt. Hobby-Insektologe Helmut Kinkler müht sich seit 20 Jahren darum, dass die Gewässer als Idyll erhalten bleiben und entdeckt dabei öfter neue Arten.

Schmetterlinge, Libellen, Hummeln und Bienen sind nur einige der unzähligen Tiere, die in und an den Gronenborner Teichen Platz finden. Die reine Luft und die Ruhe vor dem Straßenverkehr lassen die etwas abseits gelegenen Gewässer zu einer Naturidylle werden, die in Leverkusen in diesem Ausmaß wohl kein zweites Mal zu finden ist.

Rund 2600 verschiedene Tier- und Pflanzenarten fühlen sich hier wohl, weiß Helmut Kinkler (76). Der Insektologe aus Leidenschaft analysiert mit Hilfe von verschiedenen Spezialisten die Vielzahl der an den Teichen lebenden Geschöpfe. Für Laien wäre eine Bestimmung kaum möglich – unter anderem halten sich zum Beispiel allein 458 verschiedene Schmetterlingsarten an den Teichen auf.

Ein Grund für diese einzigartige Artenvielfalt "ist die geschützte Lage", sagt Kinkler. Um den anderen zu nennen, ist der Leverkusener zu bescheiden: Denn auch seine hingebungsvolle Arbeit trägt zu dem Idyll bei. Zahlreiche von den Naturschützern angesiedelte Pflanzen locken verschiedenste Tiere wie zum Beispiel den seltenen Eisvogel an. Zusammen mit seiner Frau, seinen zwei Kindern und vor allem den örtlichen Vertretern der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) sorgt der Rentner für die Erhaltung der zwölf Teiche. Kinklers Leidenschaft für Insekten rührt aus der Kindheit, schon da hat der gebürtige Wermelskirchener Flora und Fauna in und an Teichen analysiert.

Die Teiche am Ostrand Leverkusenes dienten ursprünglich der Gronenborner Mühle, als die 1945 ihren Betrieb einstellt, wurden die kleinen Gewässer zu Fischteichen. Die wurden durch die Kläranlage in Odenthal-Blecher nutzlos, "weil schlecht geklärtes Wasser über den Leimbach in die Teiche abfloss. Später wurde der Bach umgeleitet, in den 80er Jahren kümmerte sich der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe um das Gelände, gestaltete es Mitte der 80er Jahre zum Naturbiotop um. Das übergab der Verband an die LNU.

Zweck der Teiche war es dann, der Natur ein Gelände zu bieten, auf dem sie sich ungestört entwickeln kann. "Dies ist aber nur bis zu einem gewissen Grade möglich", erläutert Kinkler, "denn wenn man einen bestimmten Zustand erhalten will, muss das Gelände mit Umsicht gepflegt werden." Würde man der Natur ihren freien Lauf lassen, würden Bäume innerhalb von wenigen Jahren die Teiche verdecken. Die Vielfalt an Tieren würde verschwinden und nur wenige blieben zurück.

Ein weiterer Aspekt, der die Gronenborner Teiche besonders macht, sind drei Fenster, die auf Teichhöhe angebracht wurden. Durch sie können die Naturschützer einen direkten Blick auf den Querschnitt der Gewässer werfen. Die Sicht gleicht einem Aquarium, das allerdings von der Natur erschaffen wurde. Vergrößert werden die Teiche zwar nicht mehr, aber noch sind nicht alle Tiere bestimmt – auf den rüstigen Rentner Kinkler und seine Helfer wartet also noch jede Menge Arbeit.

(RP)
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