Leverkusen Verliebt in eine Androidin

Leverkusen · Auf sieben Bühnen im Kulturausbesserungswerk geht es um die Zukunft. Um Roboter in Menschengestalt, die gejagt werden (Roman von Philip K. Dick).

Sondereinheiten der Polizei in San Francisco (USA) jagen entflohene Androiden, also Roboter in Menschengestalt. Rick Deckard ist einer dieser speziell ausgebildeten Polizisten. Er tötet gegen Prämie und versucht mit allen Mitteln, die Menschheit vor der Unterwanderung durch künstliche Wesen zu bewahren.

Aber auch Androiden, kurz Andys genannt, sind auf der Suche. "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?", so heißt der deutschsprachige Roman des amerikanischen Schriftstellers Philip K. Dick aus dem Jahr 1968. Filmemacherin Petra Clemens hat daraus jetzt ein zweistündiges Bühnenstück inszeniert, das im "Kulturausbesserungswerk" (KAW), Kolberger Straße in Quettingen, zu sehen ist.

Bei der Generalprobe am Donnerstag hakte es an einigen Stellen noch leicht, auch die Technik funktionierte nicht richtig. Petra Clemens war dennoch sehr zufrieden und überzeugt, dass diese Probleme bis zur gestrigen Premiere und den weiteren Vorstellungen beseitigt seien.

Bedenkenloses Töten

Sieben Kleinbühnen sind in der Halle des KAW reihum aufgebaut. Scheinwerfer zeigen an, wo gerade gespielt wird. Vor allem durch den ständigen Wechsel ist höchste Aufmerksamkeit nötig. Mitwirkende sind 30 Laiendarsteller, darunter Schauspieler des Jungen Theater und Studenten. Eine der Hauptrollen als "Isidore" spielt der 59-jährige Taxifahrer Helmut Benjamin. Als "Buster Freundlich" glänzt Anna Kilian. Benjamin Trzeciak spielt "Rick Deckard", als ob ihm die Rolle auf den Leib geschneidert wäre. Julie Laur überzeugt als "Pris Stratton", Marina Schmitz als Opernsängerin "Luba Luft".

Wann ist ein Mensch ein Mensch? Diese Frage beschäftigte Petra Clemens schon lange. Deshalb wählte sie das Buch als Vorlage für die jetzige Inszenierung. Dabei stellt sich die Leverkusener Autorin eindeutig auf die Seite der Schwachen, wenn sie sagt: "Manche bekommen nie eine Chance, egal was sie tun." Dennoch zeigt das Stück, dass es immer zwei Seiten gibt, die zu betrachten sind. Dabei scheinen auch die Grenzen zwischen Menschen und Androiden zu verschwimmen.

Nachdem "Rick Deckard" anfangs seine Mission ohne Bedenken erfüllt und Androiden getötet hat, kommen ihm erste Zweifel, vor allem durch den Kontakt mit der Androidin Rachael Rosen (Anne Schröder), mit der er eine Affäre beginnt. Er fragt sich, ob Androiden den Menschen in ihrer Empathiefähigkeit immer ähnlicher werden und ob sie nicht sogar von elektrischen Schafen träumen — während er daran arbeitet, sich ein lebendiges Schaf kaufen zu können.

(RP)
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