Leverkusen Verkehrswege: Lanxess-Chef kritisiert Regierung

Leverkusen · Lanxess-Vorstandschef Matthias Zachert hat zeitliche und wirtschaftliche Verluste seines Konzerns durch die Umwege beklagt, die die dauerhafte Sperrung der Leverkusener A 1-Autobahnbrücke für schwere Lkw mit sich bringt.

Bei der Hauptversammlung in Köln bemängelte Zachert gestern, die Infrastruktur in Deutschland mache ihm zunehmend Sorgen. Deutschland drohe einen Standortvorteil zu verlieren.

"Wie groß die Infrastruktur-Probleme dieses Landes mittlerweile sind, können Sie direkt vor unserer Haustür besichtigen", erklärte Zachert in seiner Rede vor den Aktionären. Die Versorgung der Lanxess-Standorte in Leverkusen und Dormagen sei durch die Brückensperrung klar beeinträchtigt: "Wir brauchen eine verlässliche und zukunftsorientierte Infrastruktur. Die Politik muss hier Prioritäten setzen und dafür sorgen, dass mehr und schneller in die Stärkung der Infrastruktur investiert wird", forderte Zachert.

Ausdrücklich ging der Wirtschaftsmanager, der am 1. April vergangenen Jahres Axel Heitmann als Vorstandsvorsitzenden des Spezialchemie-Konzerns abgelöst hatte, auf die schmerzhafte Neuausrichtung von Lanxess ein, die zu Personalabbau und unter anderem der bevorstehenden Schließung der Kautschuk-Produktion in Marl (ca. 120 Beschäftigte) geführt hat.

"Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht", versicherte Zachert: "Wir im Vorstand von Lanxess sind uns bewusst, dass es eine der härtesten Entscheidungen in der Geschichte des Unternehmens ist." Doch sie sei unumgänglich, damit dieser Bereich auch in einem anhaltend schwierigen Markt- und Wettbewerbsumfeld dauerhaft erfolgreich sein könne.

Für die Beschäftigten in Leverkusen wiederum gab es durchaus freudige Nachrichten: Denn im Zuge der zweiten Stufe der Neuausrichtung in Deutschland sollen keine weiteren Entscheidungen dieser Art getroffen werden: "Unser erklärtes Ziel ist es vielmehr, alle unsere deutschen Anlagen so auszurichten, dass sie dauerhaft im weltweiten Wettbewerb bestehen können", versprach Zachert.

Im Geschäft mit synthetischem Kautschuk prüft Weltmarktführer Lanxess zurzeit Partnerschaften: "Es gibt für uns zwei Optionen", sagte Zachert. Die eine wäre etwa eine Kooperation mit einem Hersteller petrochemischer Rohstoffe. Auf diesem Weg könnte sich das Unternehmen Zugang zu Rohstoffen sichern und wäre Preisschwankungen weniger ausgesetzt. Die andere Möglichkeit wäre ein Zusammengehen mit einem anderen Kautschukproduzenten, was in Zeiten der Überkapazität die Produktion optimieren könnte.

Seit Ende 2014 hat Lanxess nach eigenen Angaben mit möglichen Partnern aus aller Welt gesprochen, sagte der Vorstandschef. Einige der Gespräche seien abgebrochen worden, es hätten sich aber auch neue Interessenten gemeldet. Mehr dazu will Zachert in der zweiten Jahreshälfte bekanntgeben.

(RP)
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