Leverkusen Verborgene Schätze der Villa Römer

Leverkusen · "Ans Licht geholt" heißt eine Ausstel-lung der Stadtge-schichtlichen Vereini-gung mit Depot-beständen. Zudem wird mit besonderen Schaustücken an die Sakralkünstler Wilhelm Völker und Paul Weigmann erinnert.

 Nachbildung des Arbeitsplatzes des Glasmalers Paul Weigmann mit Werken, Fotos und Originalskizzen.

Nachbildung des Arbeitsplatzes des Glasmalers Paul Weigmann mit Werken, Fotos und Originalskizzen.

Foto: Bernd Bussang

Was haben ein Dual-Plattenspieler, eine Opladener Schützenfahne, ein Moped der Marke "Bismarck" und ein mit exotischen Motiven besticktes Taufkleid aus Südafrika gemeinsam? Es sind Erinnerungsstücke, die viele Jahre in der Dunkelheit standen und nun erstmals als Exponate einer Ausstellung dienen. "Ans Licht geholt", so heißt der Titel der Schau, die am Sonntag in der Villa Römer eröffnet wird (siehe Info). Die Stadtgeschichtliche Vereinigung hat ihr Depot gesichtet und herausgeholt, was nicht für die Dauerausstellung in der Villa Römer verwendet wird. Dabei geht es ihr nicht nur um Erinnerung in schnelllebigen Zeiten, um "Geschichte zum Anfassen", sondern auch um ein Anliegen: "Wir wollen die Menschen ermuntern, ihre alten Schätze nicht einfach so auf dem Müll zu entsorgen", sagt die Vereinsvorsitzende Gabriele Pelzer. Nicht ohne Stolz verweist sie auf den reichen Fundus des Vereins, der überwiegend aus Schenkungen und Leihgaben besteht.

 Starke Frauen mit Liebe zum Wasser - undatierte Aufnahme an einer Badeanstalt am Leverkusener Rheinufer.

Starke Frauen mit Liebe zum Wasser - undatierte Aufnahme an einer Badeanstalt am Leverkusener Rheinufer.

Foto: Stadtgeschichtliche Vereinigung/Repro: Bussang

Wenn Walter Montkowski vom Vorstand durch die vier Räume der Sonderausstellung im Erdgeschoss führt, ist das Leuchten in seine Augen kaum zu übersehen. Die liebevoll ausgesuchten und in Schaukästen drapierten Fotos, Alben, Briefe, die alte Schreibmaschine oder die immer noch putzsaubere Schützenuniform - es sind Erinnerungsstücke, die Menschen wichtig und wertvoll waren, so sehr, dass sie sie der Nachwelt hinterlassen wollten. Zu vielen dieser Stücke gibt es Geschichten. Etwa zu dem Taufkleid aus dem Nachlass des Opladener Priesters, Missionars und Ehrenbürgers, Franz Esser (1908-1966). Er war Bischof der Diözese Keimoes in Südafrika und kämpfte dort aufopferungsvoll gegen die Rassentrennung. Das Taufkleid gehört zu der in einem gesonderten Raum ausgestellten Textiliensammlung mit ausgewählten Stücken alter örtlicher Stickereien und Webereien.

 Susanne Völker ist die Tochter des Bildhauers Wilhelm Völker. Für die Ausstellung hat sie eine umfangreiche Dokumentation des Schaffens ihres Vaters zusammengetragen.

Susanne Völker ist die Tochter des Bildhauers Wilhelm Völker. Für die Ausstellung hat sie eine umfangreiche Dokumentation des Schaffens ihres Vaters zusammengetragen.

Foto: Uwe Miserius

"Das Wort Gottes ins Glas gestellt", so hat der Glasmaler Paul Weigmann (1923-2009) seine Kunst verstanden. Er gilt deutschlandweit als einer der bedeutendsten Vertreter seiner Zunft. Köln, Mainz, Worms - seine Werke finden sich in den großen Kathedralen des Landes, aber auch in den Kirchen unserer Stadt. Peter Odenthal vom Vereinsvorstand hat den Künstler noch persönlich gekannt. Die Arbeitsecke, die er für die Ausstellung eigens konstruiert hat, wirkt wie dem früheren Atelier es verstorbenen Meisters entnommen. Zeichnungen, Entwürfe und Skizzenblätter aus dem Nachlass sind zu sehen und werden bei Interesse für einen guten Zweck an Besucher verkauft.

 Helga Kruse-Klemusch zeigt ein südafrikanisches Taufkleid aus dem Nachlass des Bischofs Franz Esser.

Helga Kruse-Klemusch zeigt ein südafrikanisches Taufkleid aus dem Nachlass des Bischofs Franz Esser.

Foto: Fotos (2); Bussang

Die Nähe Gottes, Ewigkeit, Tod und Erlösung prägen auch das Werk des Opladener Bildhauers Wilhelm Völker, der heute 88-jährig in der Eifel lebt. Der Nepomuk an der Wupperbrücke ist nur eine seiner vielen Skulpturen, Altäre, Stelen und Taufbecken, die Stadtbild und Kirchen bereichern. Auf Friedhöfen stehen viele seiner individuellen Grabsteine. Seine Tochter Susanne Völker, die den Nachlass verwaltet, hat für die Ausstellung Fototafeln erstellen lassen, die anschaulich Werk und Schaffensprozess zeigen.

(bu)
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