Leverkusen VCD: Flüsterzüge sind lauter als eine Kreissäge

Leverkusen · Dr. Hans Jörgens, Vorstandssprecher des Verkehrsclubs Deutschland, hält den Bahnlärm immer noch für stark gesundheitsschädlich.

 Die Bahn stellte vergangene Woche im Werk Köln-Gremberg ihren ersten Komplett-Flüsterzug vor. Durch den Einsatz neuer Bremsbeläge (rechts) bleiben die Räder glatt und "leise". Ausreichend sei dies nicht, sagen Kritiker.

Die Bahn stellte vergangene Woche im Werk Köln-Gremberg ihren ersten Komplett-Flüsterzug vor. Durch den Einsatz neuer Bremsbeläge (rechts) bleiben die Räder glatt und "leise". Ausreichend sei dies nicht, sagen Kritiker.

Foto: Miserius

Dr. Hans Jörgens, Sprecher im Vorstand des VCD-Kreisverband Düsseldorf/Mettmann/Neuss, reagierte auf den RP-Artikel "Flüsterbremse macht Güterzüge leiser". Durch den "sehr sachlich gehaltenen Inhalt" sei ein guten Beitrag dazu geleistet worden, das Bewusstsein der Leser für die Gefahren durch den viel zu starken Bahnlärm zu schärfen. "Allerdings kann dieser Beitrag auch zu falschen Schlussfolgerungen führen, denn klingt es nicht hoffnungsvoll, wenn die Bahn den Lärm halbieren will?", sagt Jörgens.

Eine Halbierung bedeute, den Lärmpegel von 96 auf 86 dB zu senken: "Dazu muss man aber wissen, dass ein gemittelter Dauerschallpegel von 86 dB(A) noch deutlich im stark gesundheitsgefährdenden Bereich liegt. Wo dieser Bereich genau beginnt, wissen die Fachleute zur Zeit selbst noch nicht. Naheliegend sind Analogien zu Studien über die Gesundheitsgefahren von Fluglärm, der viel Ähnlichkeit mit Bahnlärm hat. Was wir brauchen, ist daher eine sorgfältige Studie, die genau das Thema Bahnlärm abdeckt."

Es wäre ein großer Schritt vorwärts, wenn das Umweltbundesamt eine solche Studie zeitnah in Auftrag geben würde. Kompetente Forscher gibt es in ausreichender Zahl, sagt Jörgens weiter. Der von erwähnte Schallpegel von 86 dB habe mit Flüstern nicht das Geringste zu tun: "Wenn an einem lauten Arbeitsplatz, - zum Beispiel einer Kreissäge-, Lärmpegel von 75 dB(A) auftreten, ist der Arbeitgeber verpflichtet, seinen Mitarbeitern Schallschutzmittel zur Verfügung zu stellen, um Gesundheitsgefahren abzuwehren. Dieser Lärm der Kreissäge ist vom Flüstern sicher weit entfernt."

Bundesregierung und Deutsche Bahn investierten zur Zeit viel, um die Halbierung des Bahnlärms bis 2020 als große Leistung darzustellen, sagt Jörgens: "Mich erinnert das an einen Blumenhändler, der mir Rosen liefern soll und mir statt dessen Gänseblümchen anbietet. Oder an einen Industriebetrieb, der dafür verantwortlich ist, dass das Wasser im benachbarten Trinkwasserbrunnen zehnmal mehr wasserverunreinigende Stoffen enthält als es die Vorschriften erlauben und der sich dann verpflichtet, bis 2020 dafür zu sorgen, dass der Gehalt auf die Hälfte sinkt. Das Wasser bleibt für die Gesundheit gefährlich da es immer nach fünfmal mehr Schadstoffe enthält als erlaubt; Bahnlärm von 86 dB bleibt für die Gesundheit immer noch sehr gefährlich."

(JoPr)
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