Leverkusen Uraufführung bei Orgel plus

Leverkusen · Beim Auftaktkonzert der Reihe Orgel plus wurde die "Fantasia für Vibraphon" des Leverkusener Komponisten Stefan Esser uraufgeführt. Als Duo-Partner der Orgel musste kurzfristig die Marimba einspringen.

Das Vibraphon sollte eigentlich Partner im ersten Konzert der Reihe "Orgel plus" sein. Doch bei der Probe in der Wiesdorfer Herz Jesu-Kirche erlebten Kirchenmusiker Christian Röske und Schlagzeuger Volker Heuken eine böse Überraschung: die Stimmung passte nicht. "Sie hätten Schmerzen erlitten" versicherte Röske am Sonntag beim Auftaktkonzert.

Besetzungsänderung

Zum Glück besitzt Volker Heuken auch noch ein Marimbaphon, dessen Stimmung mit der Orgel übereinstimmt. So gab es lediglich eine kleine Besetzungsänderung, die sich nicht auf das Programm, aber doch etwas auf den Sound auswirkte. Die Marimba, Nationalinstrument von Guatemala, hat Holzklangstäbe und die tönen dumpfer und leiser als die Metallstäbe des ähnlich gebauten Vibraphons. Der Nachhall ist erheblich kürzer, ein Charakter, der bei einigen Stücken schon eine deutliche Veränderung in der Wirkung bedeutete. Bei Samuel Barbers "Adagio for Strings" beispielsweise, das – wie der Titel schon sagt – eigentlich für dichten und langgezogenen Streichersound gedacht ist, oder bei Bachs berühmter "Air", wo die Melodie im dichten Legato einer menschlichen Stimme über die Begleitung geführt werden sollte, sorgte die Marimba für eine deutliche Veränderung.

Weil Originalliteratur für die ungewöhnliche Besetzung rar ist, griff das Duo vor allem auf Bearbeitungen zurück, um eine bunte Programm-Mischung mit Musik aus verschiedenen Zeiten und Regionen zusammenzustellen. Neben Bachs Choralbearbeitung "Lobe den Herren", die man fast als Kuriosität empfand, stellten Röske und Heuken beispielsweise Ausschnitte aus "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgsky. An den in farbigen Tönen beschriebenen Bildern gingen sie allerdings kommentarlos vorbei und ließen nur die Promenaden, also die bewegten Zwischenstücke, erklingen.

Grundsätzlich arbeitete man mit deutlich gebremsten Tempo, vielleicht mit Rücksicht auf den ausgesprochen halligen Raum, der leicht Strukturen verwischt. So wurde es eine sehr ruhige Konzertstunde, in dessen Zentrum eine Uraufführung zu erleben war. Volker Heuken hob die "Fantasia für Vibraphon" von Stefan Esser aus der Taufe, zu der er selbst auch die Anregung gegeben hatte.

Der Leverkusener Komponist saß unter den Zuhörern und überzeugte sich von der Wirkung seines vierteiligen Stückes, das er für Vibraphon solo gedacht hat. Zum Glück, denn ohne Orgel konnte das deutlich vollere und farbenreichere Instrument eingesetzt werden. Den typischen glockigen Klang konnten die Besucher zunächst genießen, denn Esser hat ein changierendes Einläuten an den Anfang seiner Komposition gesetzt, bevor das Spiel mit wechselnden prägnanten Rhythmen beginnt.

(RP)
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