Analyse Um Richrath wird es einsam...

Leverkusen · In diesen Tagen ist es wieder soweit: Politiker ergreifen die Initiative und geben gefragt oder ungefragt ihre Meinung über den Oberbürgermeister zum Besten. Das allein ist schon kein gutes Zeichen. Verstärkt wird das Ganze aber noch dadurch, dass allen kritischen Anmerkungen die Einschätzung vorausgeschickt wird: "Er ist ja der sympathischste Oberbürgermeister, den wir je hatten . . ." - dann folgt je nach politischer Couleur ein kürzeres oder längeres "aber".

Die Unzufriedenheit der Politiker mit diesem Oberbürgermeister wächst in gleichem Maße, wie seine Beliebtheit in der Bevölkerung zu steigen scheint. Uwe Richrath - der Mann, der mit dem Versprechen angetreten ist, niemals den Kontakt zu den Menschen auf der Straße zu verlieren - wird in der Politik immer öfter mehr oder weniger offen angegriffen. Vorwurf: Er lasse viel zu viel laufen, verstehe sich mehr als Moderator denn als Macher. In Stadtratskreisen heißt es bereits, man müsse bei strittigen Fragen nur als letzter das Büro des Stadtchefs verlassen, dann könne man sicher sein, Recht zu bekommen.

Besonders pikant: Bisweilen sind es die selben Leute, die heute Richraths Unentschiedenheit beklagen, aber vor einigen Monaten unter Amtsvorgänger Reinhard Buchhorn (CDU) noch stöhnten: "Der nimmt einem mit seinem Kontrollwahn jegliche Motivation." Schiebt man diese emotionale Beurteilung beiseite, muss man allerdings einmal nüchtern festhalten: Buchhorn hat diverse Projekte von massiver Bedeutung ermöglicht. Er war der maßgebliche Architekt des Bündnisses aus CDU, Grünen, FDP und OWG/UWG, das sich die Sanierung der katastrophalen städtischen Finanzen auf die Fahnen geschrieben hatte und enorme Fortschritte erzielte - an der Seite von Finanzdezernenten, die zunächst Häusler, später Stein hießen, aber immer ihre geballte Fachkompetenz in den Dienst der Sache stellten.

Unter Richrath bröckelt all das nun weg. Für den Zerfall des (Nachfolge)-Bündnisses CDU, Grüne und OP Plus lieferte er den Anlass: Rückzug aus den Torhaus-Plänen. Jetzt bricht ihm sein wohl wichtigster Experte weg. Wen er als Nachfolger empfiehlt, wird nicht nur das Schicksal der Stadt bestimmen, sondern vermutlich auch seine Karriere. pec

(RP)
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