Männerchor Bayer Leverkusen Ulrich Jung verabschiedet sich

Leverkusen · Nach 24 Jahren gibt Ulrich Jung die Leitung des Männerchores Bayer Leverkusen ab.

 Ulrich Jung in Aktion: Er war 24 Jahre lang künstlerischer Leiter des Männerchores.

Ulrich Jung in Aktion: Er war 24 Jahre lang künstlerischer Leiter des Männerchores.

Foto: Bayer Männerchor

Ein letztes Mal durfte er den Ton angeben, ein letztes Mal den Eröffnungschor „Erhebet das Glas“ aus Giuseppe Verdi’s „Ernani“ dirigieren, während Harald Jüngst dazu Klavier spielte.  Nach 24 Jahren fiel es Ulrich Jung, dem bisherigen künstlerischen Leiter den Männerchores Bayer Leverkusen (MCB), nicht leicht, als er sich am Dienstag im Rahmen einer kleinen Feier im Atelier des Erholungshauses und im Beisein zahlreicher geladener Gäste von rund 75 Sängern verabschiedete.

„Klar bin ich traurig. Das ist, als wenn man sich kurz vor der Silberhochzeit scheiden lässt“, bekannte der 68-jährige Musikdirektor aus Mülheim/Ruhr, der mit seiner Familie zur Feier gekommen war und insgeheim gehofft hatte, wie schon sein Vorgänger Hermann-Josef Rübben insgesamt 29 Jahre bleiben zu können. „Es hat mir nicht gefallen, dass ich so Knall auf Fall aufhören musste“, verdeutlichte Jung im Interview.

Trotz allem, versicherte er später bei einer bewegenden Ansprache, werde er dem Chor auch in Zukunft verbunden bleiben und dessen Performance mit großer persönlicher Anteilnahme verfolgen. Diese Zukunft liegt ab sofort in den Händen von Harald Jüngst (55), seinem bisherigen Stellvertreter.

Während Jung nach eigenen Worten „immer sehr stark auf die Schiene Leistung“ und auf Komponisten wie Brahms, Bruckner oder Verdi setzte, hat Jüngst offenbar andere Pläne. Bei den Sängern kommen diese gut an. Vor allem, weil Jüngst den Männerchor „vorm Aussterben bewahren“ möchte. Bei einem anderen Chor, den er vor acht Jahren im Ruhrgebiet übernahm, hat das durch 40 Prozent Mitgliederzuwachs bereits funktioniert.

Dass es Männerchöre heutzutage schwer haben, räumte auch Jung ein. Insofern brauche der MCB „einen Neuen, der andere Ideen hat.“ Er selber habe dem Chor viel Anstrengung abverlangt. Doch es habe sich gelohnt, sagte er im Rückblick. Denn „heute gibt es nur sehr wenige Männerchöre in Deutschland, die von sich sagen können, dass sie mehr als ein Dutzend Komponisten aus der allerersten Liga im Repertoire haben.“

Ihm sei es darauf angekommen, den Männern und dem Publikum „möglichst häufig große Musik“ anzubieten. „Es schien mir nicht ausreichend, ein so außergewöhnlich stimmliches Potenzial, dass der Männerchor Bayer hatte, für künstlerisch belanglose Arrangements, Weihnachtslieder oder Karnevalslieder oder auch noch so schön gesetzte Volkslieder einzusetzen“, begründete Jung. Und eben deshalb habe man sich „manchen Viertausender der Literatur vorgenommen und nicht mit Wanderungen im Mittelgebirge zufriedengegeben“, sagte Ulrich Jung.

Außerdem, bemerkte Jung:  „Einen Strauß-Walzer authentisch zu singen, ist für einen Chor, der in der Mentalität dem rheinischen Karneval sehr nahesteht, eben auch eine echte Herausforderung.“

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