Prozess um Überfallserie in Leverkusen Ein Opfer zog eine Pistole aus der Schublade

Leverkusen · Tankstellen und andere Geschäfte in Leverkusen gerieten 2018 in Visier einer Bande. Besonders geschickt stellten sich die Täter mitunter nicht an. Einmal überraschte ein Opfer sie seinerseits mit einer Schreckschusswaffe. Die Details werden derzeit vor dem Landgericht verhandelt.

 Eines der Opfer, ein Mann hinter einem Tankstellen-Tresen, zog eine Schreckschusspistole aus der Schublade. Die Täter flüchteten.

Eines der Opfer, ein Mann hinter einem Tankstellen-Tresen, zog eine Schreckschusspistole aus der Schublade. Die Täter flüchteten.

Foto: dpa/Oliver Killig

Die Polizei hatte einen Namen für ihre Ermittlungskommission schnell gefunden: „Tempo“. Das lag auf der Hand bei den sich plötzlich häufenden Raubüberfällen auf Tankstellen und andere Geschäfte in Leverkusen im Oktober 2018.

Die Leiterin dieser Ermittlergruppe schilderte nun als Zeugin vor dem Kölner Landgericht im Prozess gegen zwei Beschuldigte ihre Arbeit und vor allem, wie man der Bande schnell auf die Spur kam.

Erst einmal wurden die Überwachungsvideos ausgewertet. Da waren zwar vermummte Männer mit Sturmmasken zu sehen, doch ihr Vorgehen, die Körperformen und auch die Bewegungen führten schnell zur Erkenntnis, dass es sich um eine Bande handeln musste. Da zugleich ähnliche Raubüberfälle aus dem benachbarten Kreis der Polizeibehörde in Bergisch Gladbach gemeldet wurden, stellte man rasch fest, dass diese Gruppe nicht nur in Leverkusen ihren Straftaten nachging.

Der nächste Schritt war die Auswertung der Mobilfunkzellen. Dabei kreuzte ein Handy-Anschluss immer wieder auf, es war der Fahrer des Fluchtfahrzeuges. Als seine Wohnung daraufhin untersucht wurde, fanden sich weitere Hinweise. Der Fahrer gehört nicht zu den beiden 24 und 26 Jahren alten Männern, die nun vor Gericht sitzen. Gegen ihn und einen weiteren Mittäter fand bereits ein gesondertes Verfahren statt. Der Fahrer zeigte sich sehr geständig und verriet auch die Namen der Mittäter. Was die Arbeit der Polizei natürlich abkürzte.

Die Ermittler fanden weitere Hinweise: So trug einer der Angeklagten bei den Überfällen eine Jacke mit auffallenden Abzeichen. Der Mann mit der Pistole hielt seine Waffe immer in derselben auffallenden Art. Bei der Vernehmung, so wurde im Kölner Gerichtssaal bei der Verhandlung bekannt, muss er dann wohl auch noch eine sehr unbedachte Angabe gemacht haben, als er sagte: „Wie wollen Sie mich erkannt haben, ich war doch vermummt.“

Wenn die Überfälle nicht gut geplant waren, so waren die Täter zudem auch nicht besonders couragiert. Bei einem Überfall auf eine Tankstelle, die wohl schon öfter das Objekt der Begierde von Räubern war, reagierte der Mann hinter dem Tresen dafür umso beherzter. Er sagte, dass er erst einen Schlüssel für die Kasse holen müsse. Als er dafür die Schublade geöffnet hatte, zog er seinerseits eine Schreckschusspistole heraus. Das hinterließ bei dem Ganoven einen so intensiven Eindruck, dass er fluchtartig den Geschäftsraum verließ.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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