Ausgesuchte Leverkusener Straßen Turbo-Internet kommt nicht für alle

Leverkusen · In den sieben Stadtteilen gehen nur ausgewählte Adressen an das schnelle Glasfasernetz. Sie müssen strenge Voraussetzungen der Bundesförderung erfüllen.

 Glasfasernetze sind begehrt, doch sind in Leverlusen längst noch nicht alle Häuser angeschlossen.

Glasfasernetze sind begehrt, doch sind in Leverlusen längst noch nicht alle Häuser angeschlossen.

Foto: dpa-tmn/Sina Schuldt

Ein besonderer deutscher Technikmangel wurde durch die Corona-Pandemie schonungslos aufgedeckt: die Lücken im schnellen Internet. Mit Milliardenzuschüssen im Zuge des „Weiße-Flecken-Programms“ fördert die Bundesregierung deshalb die Beschleunigung. 7,5 Millionen Euro fließen nach Leverkusen. Ab März ist der Ausbaustart in sieben weiteren Stadtteilen. Verheißungsvoll melden Stadt und NetCologne: „Anwohnerinnen und Anwohner können sich ab sofort für einen kostenlosen Hausanschluss registrieren.“ Ein Angebot, das bei Bürgern offenbar höhere Erwartungen weckt als erfüllt werden.

Mit 20 Kilometern Glasfaserkabel sollen in diesem Jahr Alkenrath, Manfort, Schlebusch, Steinbüchel, Lützenkirchen, Quettingen und Wiesdorf zusätzlich versorgt werden. „Dabei werden die Glasfaserkabel bis in die Häuser verlegt, so dass Surfgeschwindigkeiten von bis zu 1000 Megabit pro Sekunde möglich sind“, heißt es von den Projektpartnern Stadt und NetCologne. Bisher surften viele mit maximal 30 Mbit/s.

Der versprochene kostenfreie Hausanschluss einschließlich Kabelverlegung im Gebäude (bis zu 20 Meter Kabel bis zum Router) soll knapp 1000 Euro an Einsparung bringen. Das lässt die Familienmutter oder den Firmenchef sicher aufhorchen. Für Null Euro Anschlusskosten schnelles Internet? Endlich Homeoffice und Homeschooling quasi in Echtzeit? Selbst wenn andere Familienmitglieder gleichzeitig im Videostreaming hängen oder mit dem Freund zocken?

Zu früh gefreut. Für lau ans Netz angeschlossen werden jetzt nur einzelne Adressen in den Stadtteilen, nicht ganze Straßenzüge, wie sich die Ankündigung auch verstehen lässt. „Nach welchen Kriterien werden die Anschlüsse realisiert?“, fragte deshalb unsere Redaktion. Antwort von Stadt/NetCologne: „Die Adressen für die Weiße Flecken-Förderung (des Bundes) wurden in einem Markterkundungsverfahren (2016) ermittelt. Die Aufgreifschwelle lag bei 30 Mbit/s und der Aussage aller Telekommunikationsunternehmen, innerhalb der nächsten drei Jahre keinen privatwirtschaftlicher Ausbau zu planen.“ Bedeutet umgekehrt: Wo sich die Internetanbieter keine Rendite versprechen, greift jetzt der Staat mit Steuermitteln ein, weil der freie Markt in diesen Gebieten „versagt“ hat, begründet das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) auf seiner Internetseite.

Nach dieser Definition fallen einige Bereiche von Leverkusen sofort unter den Tisch, obwohl dort über langsames Internet geklagt wird. Allerdings könnte die Neuauflage des Internet-Förderprogramms Besserung bringen: Die Bundesregierung hat schon im April 2021 das „Graue-Flecken-Förderprogramm“ gestartet (Grauer Fleck = Anschlüsse im Download mit weniger als 100 Mbit/s). Der damalige Bundesminister Andreas Scheuer betonte: „Der nächste Schub für den Breitbandausbau in Deutschland: Ab sofort können wir den Glasfaserausbau für weitere 2,8 Millionen Anschlüsse fördern, bei denen kein privatwirtschaftlicher Ausbau stattfindet.“ Jan Sitterberg, Gigabitkoordinator der Stadt Leverkusen, prüft laut Presseinformation derzeit mit den Projektpartnern eine städtische Bewerbung.

Die für die Kabelverlegung zuständige Energieversorgung Leverkusen (EVL) stellte der Redaktion die Namen der Straßen zur Verfügung, in denen ab März gebuddelt wird (siehe Info-Kasten). Der EVL-Pressesprecher betonte vorsichtshalber: Es würden nur die durch den Bund „genehmigten/vorgegebenen Anschlüsse realisiert bzw. vorbereitet“. Dies gelte nicht für alle Adressen in diesen Straßen. Laut Stadt zählen zum aktuellen Internet-Förderprogramm in Leverkusen 1000 Adressen mit 1376 Haushalten, 214 Gewerbetreibenden, 34 Schulen und Bildungseinrichtungen und ein Krankenhaus. Beim Ausbauprogramm ab März sollen 552 Immobilien mit rund 725 Privatanschlüsse, 60 Firmen und 17 Bildungseinrichtungen angeschlossen werden. Derzeit haben 600 Eigentümer aus Leverkusen Interesse an einem Glasfaseranschluss signalisiert. Aus den sieben Stadtteilen, die jetzt aufgerüstet werden, sind es 100 Bürger. Darunter finden sich auch Leverkusener, für die kein Anschluss vorgesehen ist. Sie wohnen zwar im richtigen Stadtteil, aber in der falschen Straße.

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