Köln/Leverkusen Tüv: Finger weg von billigen Lichterketten

Köln/Leverkusen · Der TÜV Rheinland testet seit zehn Jahren die Sicherheit von Weihnachtsschmuck: Von 52 günstigen Lichterketten fallen 38 durch, jede Fünfte ist gefährlich. Eine Kette erhitzte sich auf knapp 240 Grad Celsius.

Lichterketten-Test des TÜV Rheinland
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Der blinkende Weihnachtsmann ist Ralf Diekmann suspekt: "Da wurde so am Kupfer gespart und der Kabeldurchschnitt ist so dünn, das kann ich ohne weiteres aus der Fassung ziehen", sagt der Sprecher vom TÜV Rheinland. Zuvor hat er das Fensterbild für 4,99 Euro aus einem 1-Euro-Laden vorsichtig außer Gefecht gesetzt -akute Stromschlaggefahr. Mit auf dem Tisch liegen 51 weitere Lichterketten, die von den TÜV-Prüfern getestet worden sind. Dabei wurden Mitte November gezielt billige Ketten zwischen 0,79 und 16 Euro gekauft, die direkt mit einer Spannung von 230 Volt betrieben werden und ohne Trafo auskommen.

Heißer als eine Friteuse

Das Ergebnis ist erschreckend: 38 der 52 Lichterketten erfüllen die Mindestanforderungen der EU-Norm nicht, dürften gar nicht erst verkauft werden. Jede fünfte Kette ist sogar gefährlich, es drohen Stromschlag und Verbrennungen. "Das Negativbeispiel ist eine Kette, die knapp 240 Grad Celsius heiß wurde. Zum Vergleich: Eine Friteuse hat 170 bis 200 Grad", sagt Diekmann. Im Labor wurde beispielsweise der Ausfall von Lampen simuliert, die Zugfestigkeit der Drähte getestet und auch der Verbrauch gemessen. Denn ein vermeintlich billiger Stromfresser kann schnell teurer als gedacht werden.

Bei vielen Ketten fehlten auch Warn- und Sicherheitshinweise auf der Packung und der Kette selber - "da wird uns bei der Überprüfung oft der Vorwurf gemacht, wir sollten nicht so streng sein", erzählt Diekmann. "Aber wenn nicht in Deutsch erklärt wird, ob die Lichterkette beispielsweise auf dem Balkon benutzt werden darf, wird aus einer eigentlich sicheren Kette schnell eine sehr gefährliche." Ihre Sorgfaltspflicht lassen dabei viele Importeure schleifen.

Seit zehn Jahren testet der TÜV regelmäßig zur Vorweihnachtszeit Lichterketten. Gab es zunächst Mängelquoten von 90 Prozent, gibt es nun einen Hoffnungsschimmer: bei den schwerwiegenden Mängeln ist die Quote immerhin auf 20 Prozent zurückgegangen. Die Ergebnisse wurden "direkt aus dem Labor" an das Amt für Arbeitsschutz gemeldet, erklärten die Tester.

Wer auf Nummer sicher gehen will, dem rät der TÜV "nur aus sicheren Quellen kaufen, bei denen man die Ware auch reklamieren kann". Außerdem sollten nur Ketten mit GS-Kennzeichen und Transformator gekauft werden. Ein Trafo reduziert die gefährliche Steckdosenspannung von 230 Volt. Ketten für Innenräume sollten nie im Freien benutzt werden. Doppelt sinnvoll ist es, Ketten mit Leuchtdioden-Technologie einzusetzen - diese werden nicht heiß, auch wenn einzelne Lampen ausfallen. "Die Akzeptanz ist deutlich gestiegen, denn inzwischen gibt es diese LED-Leuchten nicht nur in neon-blauem Licht, sondern in unterschiedlichen Farben." Den Mehrpreis für die Ketten habe man meistens allein über die Stromkosten schon nach einem Jahr wieder herausgeholt.

Alte Lichterketten vom Dachboden sollte man auch gut überprüfen - spätestens bei blanken Stellen am Kabel heißt es: weg damit, gibt der TÜV als Rat.

(irz)
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