Leverkusen Trotz Niedrigwasser entspannt

Leverkusen · Die Unternehmen im Chempark haben ihre Lager vor der "Dürre" voll gefüllt und können noch ein bisschen durchhalten. Müssen sie auch, denn: Erlösender Regen ist derzeit nicht in Sicht.

 Schiffe können zur Zeit nur mit wenig Ladung fahren, dafür sind mehr Frachter auf dem Rhein unterwegs. Für viele Unternehmen wie den Kabelspezialisten nkt cables ist der Rhein ein wichtiges Transportmittel.

Schiffe können zur Zeit nur mit wenig Ladung fahren, dafür sind mehr Frachter auf dem Rhein unterwegs. Für viele Unternehmen wie den Kabelspezialisten nkt cables ist der Rhein ein wichtiges Transportmittel.

Foto: Uwe Miserius

96 Zentimeter betrug der Kölner Pegel am Mittwoch gegen 18 Uhr, damit war er so tief wie nie zuvor in einem November seit Beginn der Aufzeichungen. Und die Stadtentwässerungswerke Köln prognostizieren: "Es wird auch in den kommenden Tagen so gut wie keinen Niederschlag geben, deshalb wird der Pegel weiter fallen."

Schiffe dürfen den Rhein zur Zeit zwar (noch) passieren, allerdings ausschließlich in der Fahrrinne in der Mitte des Flusses und mit deutlich weniger Ladung als üblich. Das trifft unter anderem auch die Unternehmen des Leverkusener Chemparks. Jochen Klüner, Sprecher von Bayer Material Science, ist mittlerweile selbst zum Rhein-Experten geworden: "Für uns ist es besonders wichtig, dass es möglichst bald im Süden regnet — in den Alpen in Bayern, in Rumänien. Es darf nur nicht schneien, der Regen muss direkt ins Wasser."

Da das "Problem Niedrigwasser" in jedem Jahr so überraschend komme wie Weihnachten, sei man vorbereitet: "Wenn sich der sinkende Pegel abzeichnet, werden unsere Rohstofflager bis zum Anschlag gefüllt und die Lager der Endprodukte verstärkt geleert, das heißt, wir liefern die Produkte schneller aus. Derzeit können wir die Schiffe allerdings nur zu 20 bis 40 Prozent beladen, dafür sind mehr Frachter unterwegs. Auf dem Rhein herrscht also ein erhöhtes Verkehrsaufkommen."

Logistische Herausforderung

Das sei eine logistische Herausforderung für die Kollegen an den Anlegern, aber kein Problem, erklärte Klüner. "Dank der guten Verkehrsanbindung können wir auch viel auf die Schienen verlagern, einiges außerdem auf Lastwagen. Das hätten wir noch ein bisschen durchgehalten."

Auch Lanxess-Sprecher Frank Grodzki ist (noch) sehr entspannt: "Wir haben bisher die gleiche Linie gefahren wie viele andere Unternehmen: Unsere Schiffe werden einfach nur halb beladen. Mit unseren Werken am Rhein haben wir viel Erfahrung mit Niedrigwasser — vielleicht nicht im November, aber wir sind immer darauf vorbereitet."

Die Landebrücken wurden zwar verlängert, Lieferengpässe gebe es bisher aber nicht und seien auch erstmal nicht in Sicht, sagt der Sprecher des Spezialchemieherstellers. Ohnehin sei das vierte Quartal bei Lanxess traditionell von einer etwas schwächeren Auslastung geprägt. Ins gleiche Horn stößt Michael Nassenstein, Sprecher des Chempark-Betreibers Currenta: "Wir haben hier unsere Pläne, die immer dann greifen, wenn der Rhein solche Situationen hervorruft."

nkt cables, die das Hochleistungskabelwerk "f2c" im Leverkusener Chempark betreibt und für das der Rhein Kabeltransportmittel Nummer eins ist, war am Mittwoch zu keiner Stellungnahme bereit.

Die Fähre fährt noch

Dafür gab es gute Nachrichten von der Fähre zwischen Hitdorf und Langel: Mit einer Einstellung des Fahrverkehrs ist frühestens heute zu rechnen. "Selbst bei 90 Zentimetern ist es noch sicher, aber wir wollen nicht riskieren, dass die Fähre beschädigt wird und drei Wochen ausfällt", erklärte Jan Zeese von der Kölner Hafengesellschaft.

(RP)
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