Leverkusen Trend: Urnen statt Gräber
Leverkusen · Die Zahl der Urnenbestattungen wächst. Immer größer wird der Bedarf an Urnengräbern und so genannten Kolumbarien, in denen Urnen in kleinen Betonkammern untergebracht sind. Dadurch bleiben Grabflächen ungenutzt. In Lützenkirchen wurde auf dem städtischen Friedhof schon ein großes Grabfeld stillgelegt. Wir wollten von Uwe Rischmüller vom Fachbereich Stadtgrün wissen, wie es um die übrigen städtischen Friedhöfe bestellt ist?
Liegen auch auf anderen Friedhöfen Grabfelder brach, weil immer weniger Menschen eine Erdbestattung wollen?
Rischmüller Die Nachfrage nach Urnenbestattungen wächst tatsächlich. In Leverkusen stieg sie in den letzten zehn Jahren von 16 auf 60 Prozent. Dadurch verbrauchen wir natürlich weniger Platz. Früher vorgesehene Erweiterungsflächen werden wahrscheinlich nie in Anspruch genommen. Langfristig könnten sogar noch aktive Flächen zurückgebaut werden.
Für welche Friedhöfe gilt das?
Rischmüller Für den nördlichen Bereich vom Friedhof Reuschenberg. Und ich könnte mir auch vorstellen, dass wir auf Flächen auf dem Friedhof Scherfenbrand verzichten können.
Bevorzugen immer mehr Menschen Urnenbestattung, weil sie weniger Pachtkosten verursachen als normale Gräber?
Rischmüller Das hat auf jeden Fall finanzielle Gründe, vor allem aber ist der Pflegeaufwand der Gräber geringer. Im Kolumbarium entfällt er sogar ganz. Der Trend setzte bereits ein, als die Krankenversicherungen das Sterbegeld strichen. Dann stiegen auch noch die Friedhofsgebühren. Die Menschen werden außerdem immer älter und können sich nicht mehr um die Gräber kümmern, und ihre Kinder ziehen weg.
Ist der Preisunterschied vom normalen zum Urnengrab sehr groß?
Rischmüller Ein Reihengrab kostet zum Beispiel auf dem Friedhof Reuschenberg für 20 Jahre 1072 Euro. Die Pflege müssen die Angehörigen selbst übernehmen. Ein Urnengrab kostet 788 Euro, muss aber auch gepflegt werden. Der Platz in einem Kolumbarium kostet 1263 Euro für 20 Jahre. Pflege fällt nicht an.
Wo in Leverkusen gibt es Kolumbarien?
Rischmüller In Manfort, Scherfenbrand und an der Mülheimer Straße. Sie werden meist an Randgebieten des Friedhofs oder verstreut errichtet — immer da, wo Platz ist.
Isabel Klaas führte das Interview.