Leverkusen Treibt Bundesregierung Mieten hoch?

Leverkusen · Schlägt die deutsche Kohlepolitik bis auf die Mieter von BayWoGe-Wohnungen durch? Es ist im allerschlimmsten Fall zu befürchten, bestätigte gestern BayWoGe-Aufsichtsrat Erhard Gipperich (Ex-Bayer-Betriebsratsvorsitzender). Grund für die Sorge: Der Bund will sich aus der TreuHandStelle GmbH (THS) zurückziehen. Dafür sollen die anderen Gesellschafter IG BCE und Evonic (RAG) an den Bund 724 Millionen Euro überweisen. Wie die 1920 für Bergmannswohnungen gegründete THS das aus eigener Kraft stemmen will, erscheint bislang unklar.

"Ich sehe diesen Vorgang als Beispiel für die uneingeschränkte Gier des Bundes, seinen Etat zu sanieren", kommentierte gestern Erhard Gipperich.

Die THS verwaltet mit rund 1000 Mitarbeitern 77 000 Wohnungen. Davon stammen 8800 Wohnungen von der Bayer-Wohnungsgesellschaft, die zum 1. März 2002 an die THS verkauft wurden. Damit wurde ein drohender Verkauf an die Immobiliengesellschaft der Deutschen Bank verhindert, berichtete Gipperich weiter. Noch heute müsse die BayWoGe die Zinsen für den an Bayer gezahlten Kaufpreis erwirtschaften. Die BayWoGe wirft für sich gesehen ca. 30 Millionen Euro an Gewinn pro Jahr ab. Schon vor einem Halben Jahr senkte die BayWoGe nach RP-Information den Reparaturansatz drastisch ab. Weit unter den Sätzen, die ansonsten Wohnungsgesellschaften kalkulieren. Mittelfristig sei dies für ein Wohnungsunternehmen "tödlich", wertete Gipperich.

Ob die Geldforderungen an die THS besonders auf den Bereich der BayWoGe durchschlägt, ist offen. Ob beispielsweise noch mehr Wohnungen als die rund 80 pro Jahr von der BayWoGe verkauft werden müssen, ist ebenfalls ungeklärt. "Wir betrachten die Entwicklung mit Sorge", ließen uns gestern die SPD-Ratsherren Dieter März und Jürgen Scharf wissen.

Die Vorgabe, dass die Mieten höchsten bis zur Grenze des Mietspiegels angehoben werden, müsse gehalten werden. "Sonst werde ich für eine Mobilisierung der Mieter sorgen, dann steige ich auf die Barrikaden", warnte Gipperich vorsorglich. Wenn die Mieter für volle Kassen von Bund und Evonic sorgen müssten, wäre dies "Ausbeutung". Gipperich warnte auch davor, die THS vor die Wand zu fahren. Es gebe einige Immobilienfonds, die über Milliarden Euro verfügten und Wohnungsgesellschaften gerne kaufen würden.

Für die THS-Mitarbeiter wird es in der nächstes Woche spannend: Montag treffen sich in Gelsenkichen die THS-Betriebsräte, Mittwoch ist Vollversammlung der mitarbeiter.

(RP)
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