Leverkusen Trauriges Szenario: leere Notenpulte

Leverkusen · Mit Unterstützung der Kultur-Szene protestierten Lehrer der Musikschule am Freitag vor dem Rathaus - stumm.

Wenn die städtische Musikschule mit ihren Gruppen vor die Tür geht, dann ist das nicht zu überhören - normalerweise. Am Freitagmittag blieb es allerdings erschreckend still auf dem Rathausvorplatz. Dirigent Martin Ehrhardt hatte nur verlassene Notenpulte vor sich stehen, für jedes Musikschul-Ensemble eines.

Das Stück für diese demonstrative Aufführung eines stummen Orchesters hieß: "Weiter musizieren!" Kultur müsse endlich Pflichtaufgabe für Kommunen werden. Die publikumswirksame Aktion war eine weitere Veranstaltung der Protestbewegung "Weiter Lev", die schon mehrfach für den Erhalt der Kultur in Leverkusen auf die Straße ging, als Reaktion auf die Sparvorschläge der Wirtschaftsprüfer von KPMG.

 Stille, aber dennoch auffällige Demonstration der Musikschulvertreter vor dem Rathaus: So sieht es aus, wenn Ensembles wegen der Sparpolitik fehlen werden. Dirigent Martin Ehrhardt stand gestern vor unbesetzten Notenständern.

Stille, aber dennoch auffällige Demonstration der Musikschulvertreter vor dem Rathaus: So sieht es aus, wenn Ensembles wegen der Sparpolitik fehlen werden. Dirigent Martin Ehrhardt stand gestern vor unbesetzten Notenständern.

Foto: Miserius

Auch dieses Mal waren es nicht nur Musiker, die sich an der Demo der Musikschul-Lehrer beteiligte. Sie wurden unterstützt von verschiedenen Vertretern der hiesigen Kulturszene - von bildenden Künstlern bis zu Theaterleuten. Die reichten Unterschriftenlisten herum, die auch ihre Runde durch die umliegenden Cafés machten und hielten im Hintergrund Plakate hoch.

Zum Beispiel das: "Musikschullehrer im Honorar, Lehrerwechsel jedes Jahr." Das wäre eine weitere Folge, wenn man das Personal auf 70 Prozent Honorarkräfte umstellen würde, gibt Schulleiter Jürgen Ohrem zu bedenken und verweist auf die Situation in Köln. Schon jetzt hat er ein Problem damit, dass sich gute Honorarkräfte nach einem oder schon nach einem halben Jahr verabschieden, um anderswo eine feste Stelle anzutreten. Die Ensemble-Arbeit wäre gar nicht mehr zu leisten, worauf der gestrige Protest aufmerksam machte.

Die Fraktionen CDU, Bündnis 90/ Die Grünen und Opladen plus haben diese Woche einen Antrag an den Rat gestellt, eine Quote von 74 Prozent Festangestellten zu 26 Prozent Honorarkräften an der Musikschule bis zum Jahr 2022 festzuschreiben. "Das kann ich noch verkraften, aber dann muss auch Schluss sein", sagte Ohrem gestern, aktuell beträgt das Verhältnis 20 zu 80.

Es bestehe die Gefahr, eine ganze Berufsgruppe in die Altersarmut zu schicken, kämpft Ehrhardt für die Honorarkräfte. Sie werden nur nach Stunden bezahlt, bekommen kein Geld während der Ferien oder bei Krankheit. Deswegen würden sie sich auch krank in den Unterricht schleppen, weil sie sich den Ausfall gar nicht leiste können.

Künstlerin Katharina Meierjohann, die "Weiter Lev" organisiert, ist froh, dass die Szene derzeit zusammenrückt, statt nur für die eigene Sache zu kämpfen. Positiver Nebeneffekt sei, dass man sich besser kennenlerne und sogar gemeinsame Ideen entwickle.

Weiter demonstriert wird am Samstag, 4. Juni, mit einem Umzug gegen Kulturkürzungen, Start ist um 12 Uhr am Rathaus.

(mkl)
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