Tomasz Wojciechowski Ein Spätberufener wird Priester

Leverkusen · Tomasz Wojciechowski wurde vor kurzem von Kardinal Rainer Woelki im Kölner Dom zum Priester geweiht. Seine Gemeinde ist in Bürrig.

 Durch Gott den Weg zum Glück gefunden – Tomasz Wojciechowski stammt aus Polen und wurde im Alter von 36 Jahren zum Priester geweiht.

Durch Gott den Weg zum Glück gefunden – Tomasz Wojciechowski stammt aus Polen und wurde im Alter von 36 Jahren zum Priester geweiht.

Foto: Erzbistum Köln

Es war ein feierlicher Moment, als sieben jungen Männer im Kölner Dom das Sakrament der Priesterweihe empfingen. „Schade, dass es schon vorbei ist“, bedauerte selbst Rainer Maria Kardinal Woelki nach der Zeremonie auch deshalb, weil es nur sieben Priesteramtskandidaten waren, die sich vor kurzem segnen ließen. Tomasz Wojciechowski (36) ist einer von ihnen.

Ursprünglich kommt er aus der St. Johannes Bosco-Gemeinde in Sokolow Podlaski (Polen), doch seine Praktikumspfarrei ist St. Stephanus in Bürrig – also in jener Gemeinschaft, aus der sich Ralf Hirsch als Pfarrer gerade erst verabschiedet hat. „Ich bin sehr glücklich“, sagte der Neupriester, der das Geschehen um Hirsch aus der Distanz verfolgte, während er die Primiz mit Besuchern aus Leverkusen in der polnischen Heimat feierte.

Anders als Hirsch steht Wojciechowski voll und ganz hinter der Katholischen Kirche. Sein Schritt war gut und lange überlegt. Mit 36 Jahren gilt er im Grunde als Spätberufener. „Ich habe zuvor BWL in Polen studiert, dann drei Jahre im Finanzbereich einer Versicherung gearbeitet“, erzählt er, warum er nicht sofort nach der Schule ins Priesterseminar ging.

„Als Jugendlicher hatte ich konkrete Vorstellungen vom Glück“, fügt er hinzu. „Ich hatte eine Freundin, wollte Kinder haben und Vater sein. Dazu wollte ich reisen, viel Geld verdienen und Erfolg im Beruf haben. Als 25-Jähriger hatte ich bereits eine Führungsposition im Finanzbereich einer Versicherung. Ich war in New York, habe internationale Erfahrungen gesammelt und Sprachen gelernt. Das hat mich alles erfüllt, aber in der Tiefe nicht glücklich gemacht.“

Eine Pilgerfahrt nach Israel im Mai 2009 änderte alles. Da war er einer der Teilnehmer, die den deutschen Papst Benedikt begleiten durften. „Als ich mich für Gott geöffnet habe, fühlte ich mich von allen Lasten befreit.“ Er ging den ersten Schritt ins Priesterseminar. Damals noch mit der Überzeugung, kein Priester sein zu wollen. Insgesamt fünf Jahre hat er während des Theologie-Studiums an der Uni Bonn gekämpft und einige Krisen durchlebt. „Bis Gott meine Berufung bestätigt hat“, sagt Wojciechowski. „Zuvor war ich oberflächlich glücklich. Jetzt bin ich es wirklich. Denn ich habe gesehen“, so Wojciechowski, „dass Gott treu ist und seine Kraft erweist, wo ich schwach bin.“

In Keuschheit zu leben sei ihm in all den Jahren nicht schwergefallen. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Gott die Gnade der Keuschheit und Enthaltsamkeit unterstützt. Für die Beziehung mit Christus verzichte auf die Beziehung mit einer Frau. Es kein Manko, sondern ein Geschenk.“

Es folgten drei Jahre Missionspraktikum in Regensburg (Bayern) und in den Niederlanden. 2017 kam er nach Leverkusen, war ein Jahr als Praktikant, dann als Diakon tätig. Nach der Weihe bleibt er vorerst. Das sogenannte Neupriesterjahr ist eine Kölner Besonderheit: Die Männer bleiben nach der Priesterweihe für ein weiteres Jahr als Kaplan in ihren Ausbildungsgemeinden, um in ihre veränderte Rolle hineinzuwachsen.

Ab 1. September 2020 arbeiten die sieben Neupriester in ihren ersten regulären Arbeitsplätzen. Wo der sein wird, ist nicht bekannt. Wojciechowski geht aber davon aus, dass er im Bistum bleibt – wegen des Priestermangels.

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