Leverkusen Theater mit Gebärdendolmetscher

Leverkusen · Bayer Kultur wagt sich mit dem Kinderstück "Die dumme Augustine" erstmals ans Thema Inklusionstheater.

 Claudia Spörri spielt am Samstag die "dumme Augustine" mit viel Clownerie. Ein Gebärdendolmetscher "übersetzt" für gehörlose Zuschauer.

Claudia Spörri spielt am Samstag die "dumme Augustine" mit viel Clownerie. Ein Gebärdendolmetscher "übersetzt" für gehörlose Zuschauer.

Foto: Jörg Landsberg

Eine Kindertheater-Vorstellung für Gehörlose, das hat es bislang noch nicht bei Bayer Kultur gegeben. Insofern ist die Zusatz-Veranstaltung im Erholungshaus am Samstag um 17 Uhr eine Premiere. Da wird auf der Studio-Bühne, genauso wie in der ersten, bereits ausverkauften Aufführung um 15 Uhr, "Die dumme Augustine" zu sehen sein. Claudia Spörri spielt diese Bühnenfassung des Kinderbuchklassikers von Ottfried Preußler, der seit dem Erscheinungsjahr 1972 Kinder und Erwachsene gleichermaßen verzaubert. In dieser Inszenierung, die Henrike Vahrmeyer am Bremer Theater entwickelt hat, wird die Geschichte in einer faszinierenden Mischung aus Clownerie und Figurentheater erzählt.

Es ist die Geschichte von der Frau, deren große Stunde schlägt, als ihr Mann zum Zahnarzt muss und sie ihn vertritt. Nur gibt es bei dieser Wiederholung, die als erste "Inklusionsveranstaltung" in die Geschichte von Bayer Kultur eingeht, einen zweiten Ort des Geschehens. An der Seite wird ein Dolmetscher stehen, der simultan den Ton in Gebärdensprache übersetzt. Er muss natürlich gut beleuchtet sein, damit die gehörlosen Kinder "mitlesen" können. Andererseits soll das zweite Bild nicht vom Spiel auf der Bühne ablenken. Helfen soll die Sitzverteilung, erklärt Bayer-Dramaturg Reiner Ernst Ohle. Die 30 der insgesamt 90 Plätze, die am besten geeignet sind, hat man für Hörgeschädigte reserviert. Die Hälfte davon war im Handumdrehen verkauft. Es gibt aber für Kurzentschlossene noch Karten an der Tageskasse. Die Betroffenen werden keine Probleme damit haben, zwei Bilder zu verfolgen, ist Bayer-Kultur-Leiter Thomas Helfrich überzeugt. "Das ist eine Frage der Wahrnehmungsgewohnheit." Ob die anderen Zuschauer dadurch abgelenkt werden, will man beobachten. Und hinterher das Publikum zu den Erfahrungen befragen. Es sei ein kleiner erster Schritt in einen neuen Bereich der "Inklusionsveranstaltungen", gibt Helfrich zu.

Über Sonderprogramme in so genannten "Demenzkonzerten" habe man schon länger nachgedacht, nur gab es noch keine konkrete Umsetzungsidee. Für Ohle ist es ein Wunsch, seit einer heftigen Diskussion hinter der Theaterbühne, die David Bennent entfachte. Damals spielte man im Jugendtheaterabo "Die Juden" auf der Erholungshausbühne, und im Publikum saß ein Autist, der ständig pfiff. Das irritierte die Schauspieler, und richtig beschwerlich wurde es, als andere Jugendliche im Saal zurückpfiffen. Bennent war der Meinung, dass man als Schauspieler mit Behinderung umgehen können sollte.

Für die Aufführungen am Samstag spielte übrigens der Zufall mit. "Ein Gehörlosen-Dolmetscher aus Düsseldorf hat das Stück in unserem Programm gesehen", erzählt Ohle. Er bot seine Dienste an, wo man sofort zugriff und eine zweite Zusatzvorstellung ansetzte.

"Die dumme Augustine", 16. Dezember, 17 Uhr, Erholungshaus. Karten an der Tageskasse, Info: 0214 30-41283/84.

(mkl)
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