Leverkusen Theater erklärt Pobleme in Afrika

Leverkusen · Afrika, das bedeutet goldgelbes Licht und das Gefühl von Wärme, aber auch Mangel durch Wasserknappheit. Beides vermittelte bereits das Bühnenbild des Theaters "Patati-Patata", ganz ohne Worte und schon vor Beginn der Vorstellung. Entsprechende Beleuchtung und die Hintergrundfarbe der kleinen Bühne im Studio, auf die jetzt in zwei ausverkauften Vorstellungen Leverkusener Grundschulkinder blickten, sorgten für die wohlige Stimmung.

Hinweise auf die Trockenheit gaben viele bunte Wasserkanister, die während des Theaterstücks "Ich kenne einen Jungen in Afrika" nach der Geschichte von Kirsten Boie nach allen Regeln der Kunst benutzt wurden. Man baute daraus Landschaft und Weg, Gebäude und Sitzmöbel, benutzte sie als Behälter und natürlich zum Wassertragen, nach traditionell afrikanischer Art auf dem Kopf.

Zunächst aber formten die Kanister den Grundriss des 7000 Kilometer langen Kontinents. Eine kleine anschauliche Erdkunde-Stunde, in der die Grundschulkinder unter anderem erfuhren, dass dort über 3000 verschiedene Sprachen gesprochen werden. Also viel mehr als die fremd klingenden Worte, die Musiker Bakary Koné mit Schauspielerin Ida Kassiepko Schmidt zu Beginn der Vorstellung wechselten, und die sich für deutsches Publikum durchaus gleich anhörten. "Versteht ihr euch denn?", fragte Schauspielerin Sonka Müller. Nein taten sie nicht, obwohl die Heimatländer der beiden - Elfenbeinküste und Burkina Faso - gar nicht so weit auseinander liegen.

Und sie gingen noch öfter gegen Unwissen und Falschinformationen an im Verlaufe der Geschichte, die in einem kleinen Dorf irgendwo im Süden Afrikas spielte. In einer kleinen runden Hütte, die gerade so groß ist, wie zwei Schauspielerinnen die Arme ausstrecken können, und in der Thulani und seine achtjährige Schwester Nomphilo mit ihrer fast gelähmten Großmutter lebten. Es war eine Geschichte der fehlenden Generation, ausgerottet durch HIV.

Der Name der Krankheit wurde in diesem Kinderstück nicht ausgesprochen. Aber jeder im Dorf wusste, was es bedeutet, wenn Vater oder Mutter immer dünner werden, bis sie sterben und von ihren Kindern begraben werden müssen. "Du bist jetzt der Mann im Haus", sagte der großspurige "Chief" des Dorfes dem elfjährigen Thulani, der nun den Frauen befehlen sollte, was sie tun sollten: Wasser holen, Holz sammeln und kochen. Zur Schule gehen konnte er nicht, wohl aber seine kleine Schwester, weil der König jüngeren Kindern das Schulgeld erlassen hatte. Grund für den Freudentanz "Ich darf in die Schule gehen", den der Musiker auf seinen Originalinstrumenten begleitete.

Die Schauspielerinnen wechselten während der Geschichte mehrfach die Rollen, erzählten zwischendurch oder erklärten. Obwohl ein ernstes Thema behandelt wurde, es traurige Momente gab und Probleme wie Bürokratismus oder fehlgeleitete Entwicklungshilfe aufgezeigt wurden, gelang "Patati-Patata" ein hoffnungsvolles, warmherziges und mitunter auch witziges Stück.

(mkl)
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