Leverkusen Teller statt Tonne: Kochen mit Resten

Leverkusen · Um dem Wegwerf-Trend entgegenzuwirken, hat das NaturGut Ophoven die Aktion "Teller statt Tonne" ins Leben gerufen. RTL-Moderatorin Janine Steeger bereitete mit Kindern ein schmackhaftes Reste-Menü zu.

Mit Moderatorin Janine Steeger kochten die Kinder im Jugendzentrum Lindenhof mit Lebensmitteln, die fast in der Abfalltonne gelandet wären. Eine Klimaschutzaktion besonderer Art.

Mit Moderatorin Janine Steeger kochten die Kinder im Jugendzentrum Lindenhof mit Lebensmitteln, die fast in der Abfalltonne gelandet wären. Eine Klimaschutzaktion besonderer Art.

Foto: Ralph Matzerath

Konzentriert zerkleinern die Kinder das Gemüse, am Waschbecken steht RTL-Moderatorin Janine Steeger und wäscht den Salat. Zusammen zaubern sie am Dienstag im Jugendzentrum Lindenhof ein schmackhaftes "Reste-Menü" — denn eigentlich waren Wirsing, Tomaten & Co. für den Abfall bestimmt. "Bei den Möhren war aber nur eine etwas eingedellt", erzählt die siebenjährige Heda. Sie freut sich mit den anderen sechs bis elfjährigen Kindern auf einen Auflauf mit Salat — und natürlich den Vanillepudding zum Nachtisch.

Das Jugendzentrum erhält einmal wöchentlich von der Leverkusener Tafel aussortierte, aber einwandfreie Lebensmittel. "Die sehen aus wie neu", sagt Sally und wundert sich.

Gegen den Wegwerf-Trend

Um dem Wegwerf-Trend entgegenzuwirken, hat das NaturGut Ophoven mit dem Lindenhof die Aktion "Teller statt Tonne" ins Leben gerufen. Die Kinder durften sich vor dem Kochen einen Ausschnitt des preisgekrönten Dokumentarfilms "Taste the Waste" angucken und waren verwundert: Da lässt der Bauer Kartoffeln auf dem Feld, weil sie zu klein, zu groß oder zu hässlich sind.

"Wir haben zu Hause zwei Kaninchen, die bekommen unser altes Gemüse", erzählen Heda und ihre elfjährige Schwester Katharina. In der EU werden allerdings jedes Jahr 90 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen — die größten Verschwender sind nicht Industrie und Handel, sondern Privathaushalte. In Deutschland sind es jährlich durchschnittlich 81,6 Kilogramm pro Bundesbürger. "Für Leverkusen sind das 13 000 Tonnen im Jahr", hat NaturGut-Leiter Hans-Martin Kochanek ausgerechnet und beschreibt den Teufelskreis. "Felder werden so intensiv bewirtschaftet, dass man nicht mehr wie früher Feldlärchen hört. Es wird viel produziert, um es nachher doch wegzuschmeißen. Das verstärkt auch das Klimaproblem."

Kochanek sieht wie Edelhilfe Janine Steeger einen Wertewandel zum Schlechteren: "Man muss sich im Klaren sein, wieviel man kauft. Und es ist wichtig, dass sich die Kinder damit auseinandersetzen", sagt die Moderatorin, die auch Patin für die Biobrot-Box des NaturGuts ist. "Mit dem Essen, das wir in Europa und den USA wegschmeißen, können alle Hungernden der Welt drei mal satt werden." Statt auf EU-Normen, beschädigte Packungen oder das kurz bevorstehende Mindesthaltbarkeitsdatum achten die Kinder im Lindenhof auf den Geschmack. Da wird zwischendurch gerne mal ein zur Maus geschnitztes Radieschen genascht. "Wir wollen zeigen, dass man preiswert, aber gesund kochen kann. Viele haben Hausmannskost gar nicht mehr im Repertoire", sagt Ulrike Werner vom Lindenhof. Da man nie wisse, was in den Kisten der Tafel steckt, muss man kreativ sein. Hilfe dazu gibt es unter www.zugutfuerdietonne.de vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

(RP/rl)
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