Tarifstreit Es droht kein Ärztestreik am Klinikum – vorerst

Leverkusen · Samstag war kein guter Tag in den Tarifverhandlungen für Ärzte an kommunalen Krankenhäusern zwischen Marburger Bund und Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) – der Berufsverband Marburger Bund hat das VKA-Angebot abgelehnt, die Verhandlungen für gescheitert erklärt und will Warnstreiks vorbereiten.

 Unter anderem 2010 waren Ärzte am Klinikum in Streik getreten. Gänzlich ausgeschlossen sind (Warn-)Streiks von Medizinern auch jetzt nicht.

Unter anderem 2010 waren Ärzte am Klinikum in Streik getreten. Gänzlich ausgeschlossen sind (Warn-)Streiks von Medizinern auch jetzt nicht.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Ein Szenario, von dem Hans-Peter  Zimmermann hofft, es ziehe wie der sprichwörtliche Kelch am Leverkusener Klinikum vorüber. „Noch habe ich keine Ankündigung vom Marburger Bund bekommen“, berichtet der Klinikum-Geschäftsführer. Die sei üblich, damit die Krankenhäuser einen Notfallplan aufstellen könnten.

Auch von Anja Mitrenga-Theusinger, Ärztin am Klinikum und im Landesvorstand des Marburger Bunds NRW/Rheinland-Pfalz tätig, sagt auf Anfrage: „Im Moment planen wir am Klinikum keinen Streik.“ Dies gelte unter Vorbehalt.

Für Zimmermann geht es vor allem um eine zentrale Frage in den nun erstmal abgebrochenen Verhandlungen: „Wie stark kann man die Bereitschaftsdienste einschränken und wie viele Wochenenden sollen dienstfrei sein.“ Die VKA habe unter anderem angeboten: a), dass zwischen zwei Bereitschaftsdiensten mindestens 68 Stunden liegen und b) mindestens 20 Wochenenden pro Jahr dienstfrei sind. „Für die Arbeitnehmerseite ist das offenbar zu wenig“, sagt Zimmermann. Gerade das ist unsere Sorge. Wenn es starke Einschränkungen beim Bereitschaftsdienst gibt, hat der Tag dennoch 24 Stunden und muss besetzt werden. Das heißt, man braucht dafür mehr Ärzte. Aber das ist mit dem derzeitigen Arbeitsmarkt nicht so schnell zu realisieren“, ergänzt er. Denn dort herrsche Fachkräftemangel. „Ich denke, wir sind in Leverkusen nicht das größte Problem des Marburger Bundes, haben etwa elektronische Arbeitszeitverfahren auch für Ärzte. Aber über kurz oder lang werden wir um mehr Personal nicht drumherumkommen.“

Das Ärztekollegium des Klinikums kostet im Jahr 31 Millionen Euro (Personalkosten). Die VKA hat dem Marburger Bund 5,4 Prozent mehr Geld (Laufzeit: 30 Monate) angeboten. „Das machte fürs Klinikum rund 1,7 Millionen Euro mehr aus“, rechnet Zimmermann vor. Das Thema Geld aber treibe ihn derzeit weniger um, als die Frage, woher er die Ärzte für die Dienste nehmen solle, wenn demnächst die Einschränkungen beim Bereitschaftsdienst wesentlich größer werden sollte, merkt Zimmermann an.

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