Leverkusen Tansania: Klinikum-Ärzte machen "Urlaub" im OP

Leverkusen · Vier Ärzte des Leverkusener Klinikums opfern ihren Urlaub, um in einer der ärmsten Regionen der Welt zu operieren – unentgeltlich.

 Machen sich am Freitag auf den Weg nach Tansania: Klaus Feldmann, Werner und Diana Wagner (v.l. oben), Svenja König und Petra Stach (v. l. unten)

Machen sich am Freitag auf den Weg nach Tansania: Klaus Feldmann, Werner und Diana Wagner (v.l. oben), Svenja König und Petra Stach (v. l. unten)

Foto: U.M.

Vier Ärzte des Leverkusener Klinikums opfern ihren Urlaub, um in einer der ärmsten Regionen der Welt zu operieren — unentgeltlich.

Er ist 52 Jahre alt und arbeitet im Leverkusener Klinikum. Aber die Arbeit im Klinikum reicht ihm nicht. Seit fast zehn Jahren engagiert sich Dr. Werner Wagner, Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie, mit vielen anderen Kollegen bei der deutschen Zweigstelle von "Interplast", einem gemeinnützigen Verein für plastische Chirurgie in Ländern der dritten Welt. Regelmäßig fliegt der Arzt in eine der ärmsten Regionen der Welt, um dort zu helfen — unentgeltlich.

Der nächste Aufenthalt steht unmittelbar bevor: Am kommenden Freitag fliegt der Klinikum-Arzt mit fünf weiteren Kollegen, darunter zwei weitere Mitarbeiter des Klinikums, für zwei Wochen nach Puma in Tansania, um die zu operieren, die sonst keine Chance hätten.

Zwölf Koffer mit je 23 Kilo Gewicht nimmt das sechsköpfige Team mit auf die Reise: "Die Koffer sind gefüllt mit Narkosemitteln, Antibiotika, Nahtmaterial und Handschuhen", zählt Teamleiter Wagner auf. Für Kleidung muss das Handgepäck reichen. Die Reisekosten übernimmt Interplast. Das Klinikum trägt die Kosten für Hilfsmittel wie Handschuhe und Desinfektionsmittel. Begleitet wird der 52-Jährige von Ehefrau Diana (Hebamme), Svenja König, Fachärztin für Allgemeinchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Anästhesist Derek Bautz, Anästhesieschwester Petra Stach sowie Krankenpfleger Klaus Feldmann. Die Ärzte opfern zwei Wochen ihres Jahresurlaubs, um bis zu 60 OP' s durchzuführen.

Die Patienten — viele von ihnen Kinder — haben Kröpfe, Austritte von Eingeweiden, Tumore, Fehlbildungen der Bauchorgane oder des Verdauungstraktes.

Es kommen mehr Menschen in die Sprechstunde der deutschen Ärzte, als sie behandeln können. "Manchmal 40 bis 50 Leute", berichtet Wagner. 300 bis 400 Kilometer weit reisen die Leute, um sich den deutschen Ärzten in ihrer Sprechstunde vorzustellen. Die Klinikum-Ärzte müssen deshalb bei den ersten Untersuchungen entscheiden, wem sie wirklich helfen können und wen sie vertrösten oder sogar ganz enttäuschen müssen. "Notfälle wie akutes Abdomen haben Vorrang", betont Wagner. Denn Zeit und Kraft sind begrenzt. Vielen können die Ärzte aber zum Glück helfen.

Unfallchirurgin Svenja König ist zum ersten Mal dabei. "Bei uns ist das Luxusmedizin, ich möchte an der Basis helfen", begründet die 39-jährige Oberärztin des Klinikums ihre Motivation. Anästhesieschwester Petra Stach fliegt bereits zum zweiten Mal nach Afrika: Tansania sei eine "ganz andere Welt", man müsse viel improvisieren. Es gebe keine Intensivstation.

"Ich war tief beeindruckt und richtig geschafft, aber glücklich, dass ich helfen konnte", berichtet die 53-Jährige. Das Krankenhaus in dem Ort Doreda sei für Tansania gar nicht so schlecht ausgestattet, "aber es kann schon Mal vorkommen, dass man das Narkosegerät als Arzt selbst reparieren muss", ergänzt Werner Wagner.

(RP)
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